Atempause nach Rekordjagd im Dax
Frankfurt/Main (dpa) - Nach der jüngsten Rekordjagd haben die wichtigsten deutschen Aktienindizes eine Atempause eingelegt.
Nach den Kursanstiegen überraschten Gewinnmitnahmen nicht, sagte Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner. Der Leitindex Dax gab von seinem Rekord-Schlussstand am Vortag um 0,79 Prozent auf 9949,81 Punkte nach. Auch der MDax sank nach seiner Rekordjagd um 0,83 Prozent auf 17 026,02 Punkte. Der Technologie-Auswahlindex TecDax fiel um 0,76 Prozent auf 1314,47 Punkte.
Nach dem Ende der Berichtssaison und ohne absehbare neue Impulse von der Konjunkturseite dürfte der Dax zunächst um die Marke von 10 000 Punkten pendeln, sagte ein Aktienhändler. Dem Leitindex sei nach der Klettertour von einem Kursgipfel zum anderen nun ein wenig die Puste ausgegangenen, bestätigte Marktanalyst Christian Henke vom Broker IG.
Der aktuelle Rückschlag sei aber auch durch überraschend schlechte Nachrichten aus den Unternehmen ausgelöst worden. Hinzu komme eine gesenkte Wachstumsprognose der Weltbank. Die Organisation sieht die Weltkonjunktur im Jahr 2014 nur noch um 2,8 Prozent statt der bisher angenommenen 3,2 Prozent wachsen.
Einen Schock mussten die Lufthansa-Aktionäre verdauen, die von einer Gewinnwarnung der Fluggesellschaft kalt erwischt worden waren. Der neue Chef der Kranich-Airline, Carsten Spohr, hatte die von seinem Vorgänger Christoph Franz ausgegebenen Gewinnziele für 2014 und 2015 zusammengestrichen. Ein Händler sprach von einem Vertrauensverlust, zumal der Markt die Lufthansa zuletzt sehr positiv beurteilt habe. Die Aktie brach am Dax-Ende um 14,19 Prozent auf 17,085 Euro ein.
Den größten Gewinn im Dax verzeichneten die Vorzugsaktien von VW mit einem Plus von 0,43 Prozent auf 196,35 Euro. Analysten hatten sich zu den Titeln freundlich geäußert. Aktien von Linde profitierten von eine optimistischen Branchenanalyse der Investmentbank Exane BNP Paribas. Sie verteuerten sich um 0,42 Prozent auf 155,90 Euro. An der MDax-Spitze gewannen Titel des Autozulieferers Leoni 1,29 Prozent.
Siemens-Aktien verloren hingegen 0,96 Prozent auf 98,92 Euro. Der Industriekonzern prüft ein gemeinsames Angebot mit der japanischen Mitsubishi Heavy Industries (MHI) für Teile des französischen Rivalen Alstom. Analyst Frank Schneider von Alpha Wertpapierhandel begründete die negative Kursreaktion mit der wieder steigenden Wahrscheinlichkeit eines teuren Gebots für Alstom.
Der Markt habe zuletzt nicht mehr damit gerechnet, dass Siemens doch noch für die Franzosen bieten werde. Bei einer gemeinsamen Offerte könnten sich aber beide Partner die strategisch passenden Teile herauspicken. Das könnte auf den zweiten Blick positiv wirken.
Im MDax drückte ein stornierter Großauftrag die Airbus-Aktie um 3,05 Prozent auf 52,18 Euro. Wenige Monate, bevor die erste A350 ausgeliefert wird, hatte die arabische Fluggesellschaft Emirates ihre komplette Bestellung über 70 Maschinen des Langstreckenfliegers zurückgezogen. Der Auftrag sei aus Börsensicht wichtig für den Luftfahrt- und Rüstungskonzern gewesen, sagte ein Händler.
Der EuroStoxx 50 verlor 0,75 Prozent auf 3289,09 Punkte. Am Vortag hatte der Eurozonen-Leitindex auf dem höchsten Stand seit September 2008 geschlossen. Der Pariser Leitindex Cac 40 und der „Footsie“ in London gingen schwächer aus dem Handel. In New York verlor der Dow Jones Industrial zum europäischen Börsenschluss 0,55 Prozent.
Am deutschen Rentenmarkt stieg die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 1,13 (Vortag: 1,10) Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,15 Prozent auf 135,77 Punkte. Der Bund-Future stieg um 0,16 Prozent auf 145,18 Punkte. Der Eurokurs fiel auf zuletzt 1,3530 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,3547 (1,3547) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit unverändert 0,7382 (0,7382) Euro.