Aufsichtsratsvorsitz bei Dax-Konzernen weiter Männerdomäne
Frankfurt/Main (dpa) - Die Zahl der Frauen in den Aufsichtsräten deutscher Topkonzerne steigt. Dennoch sind die 30 Dax-Konzerne im Schnitt weit entfernt von einer Frauenquote von 40 Prozent, wie sie die EU-Kommission ab 2020 vorschlägt.
Nach einer Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sind aktuell 101 der insgesamt 488 Kontrolleure weiblich. Ihr Anteil liegt bei 21,9 Prozent (Vorjahr: 19,4 Prozent). Der Vorsitz des Kontrollgremiums ist weiterhin nahezu komplett männerdominiert. Eine Ausnahme ist der Konsumgüterhersteller Henkel mit Simone Bagel-Trah an der Spitze des Aufsichtsrates.
Die 30 Dax-Gesellschaften überwiesen ihren Kontrolleuren für das vergangene Geschäftsjahr der DSW zufolge insgesamt 74,8 Millionen Euro. Das waren 7,4 Prozent mehr als 2011 und mehr als im Spitzenjahr 2007. Spitzenverdiener unter den Aufsichtsräten war demnach mit 1,1 Millionen Euro erneut VW-Patriarch Ferdinand Piëch.
Er verdiente den Angaben zufolge mehr als das Dreifache eines durchschnittlichen Dax-Chefkontrolleurs (314 000 Euro). Auf Rang zwei folgte IG Metall-Chef Berthold Huber (Siemens und VW/1 Mio Euro). Huber führt nach IG-Metall-Angaben allerdings einen Großteil seiner Bezüge an die gewerkschaftliche Hans-Böckler-Stiftung ab.
Auch bei der Gesamtvergütung des Aufsichtsrates liegt Volkswagen der DSW zufolge vorn. Die 20 Kontrolleure erhielten demnach insgesamt rund 8,8 Millionen Euro, das entspricht einem Plus von 19 Prozent gegenüber 2011. Der Siemens-Konzern entlohnte seine ebenfalls 20 Aufsichtsräte mit nahezu unverändert 4,8 Millionen Euro und belegte damit Rang zwei.
Die „mächtigsten Kontrolleure“ im Dax sind aus Sicht der DSW Ulrich Lehner und Werner Wenning. Lehner steht an der Spitze des Aufsichtsrats von Deutscher Telekom und ThyssenKrupp und ist Mitglied im Eon-Kontrollgremium. Wenning ist Topkontrolleur bei Eon und Bayer sowie seit Anfang Oktober auch stellvertretender Vorsitzender des Siemens-Aufsichtsrates.
Eine Frau ist unter den Top-Ten der DSW zufolge nicht zu finden. Die Aktionärsschützer berücksichtigten für ihre Analyse unter anderem die Aufsichtsrats-Chefposten sowie den Vorsitz in wichtigen Ausschüssen.