August-Arbeitslosigkeit auf Rekordtief
Nürnberg (dpa) - So wenig Arbeitslose gab es in Deutschland in einem August zuletzt vor 24 Jahren: 2,796 Millionen Menschen waren im abgelaufenen Monat auf Jobsuche.
Das sind zwar 23 000 mehr als im Juli, aber 106 000 weniger als vor einem Jahr, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg berichtete. Die Arbeitslosenquote stieg im Vergleich zum Juli um 0,1 Punkte auf 6,4 Prozent. Saisonbereinigt sank die Zahl der Jobsucher um rund 7000 auf 2,790 Millionen.
BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise zeigte sich zufrieden: „Die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen ist abermals gestiegen. Der Arbeitsmarkt hat sich im August wirklich günstig entwickelt“, bilanzierte er. Zumindest in den drei Herbstmonaten rechnet er mit leicht sinkender Arbeitslosigkeit. Bankenvolkswirte erwarten indes, dass die schwierige Lage in den Schwellenländern zunehmend Unternehmer verunsichere.
Als Indiz für die aktuell gute Arbeitsmarktlage sieht Weise die weiter steigende Zahl der Beschäftigten. Nach den jüngsten Daten vom Juli kletterte die Zahl der Erwerbstätigen saisonbereinigt im Vergleich zum Vormonat um 26 000 auf 42,99 Millionen. Das sind 160 000 mehr als im Vorjahr.
Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung legte von Mai auf Juni um 41 000 auf 30,72 Millionen zu. Das sind 547 000 Menschen mit regulärem Job mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der offenen Stellen stieg im August erneut auf nun 597 000 - das sind 81 000 mehr als vor einem Jahr.
Derweil suchen immer mehr Flüchtlinge in Deutschland Arbeit. „Die Menschen sind schon da, und die Agenturen füllen sich immer mehr“, berichtetet BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker. Im Juli seien 161 000 Menschen aus den zehn wichtigsten Asylzugangsländern arbeitslos gewesen. Hartz IV bezogen zuletzt im Mai 428 000 Menschen aus Asylländern. Nicht alle seien jedoch Asylbewerber, betonte eine BA-Sprecherin einschränkend.
BA-Chef Weise schlug vor, dass Deutsche und EU-Bürger probeweise nicht mehr gegenüber Asylbewerbern bevorzugt werden sollen. Auf diese sogenannte Vorrangprüfung solle für zwei Jahre verzichtet werden. Die gute Arbeitsmarktsituation und die Vielzahl offener Stellen machten dies möglich.
Er habe bereits mit dem Bundesinnenministerium darüber gesprochen, sagte Weise. „Ich erwarte, dass im Laufe des Septembers Rahmenbedingungen für die Beschäftigung von Asylbewerbern geschaffen werden“, sagte er. Arbeitgeberverbände weisen seit langem darauf hin, dass Deutschland erheblich mehr Zuwanderung benötige - unter anderem, weil der Wirtschaft zunehmend Fachkräfte fehlen.
Bei der „Vorrangprüfung“ wird ermittelt, ob sich nicht auch ein geeigneter Kandidat mit deutschem oder EU-Pass für eine Stelle findet, auf die sich ein Asylbewerber bewirbt. Erst nach 15 Monaten Aufenthalt in Deutschland fällt diese Prüfung weg.
Zurückhaltend gibt sich die Bundesagentur unterdessen bei der Bewertung des vor achten Monaten eingeführten Mindeststundenlohns von 8,50 Euro. Weise stellte fest, „dass seitdem zwar Minijobs weggefallen sind, dafür aber die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gestiegen ist“. Dies sei besonders in der Gastronomie zu beobachten. „Wir wissen auch, dass in einigen ostdeutschen Dienstleistungsbetrieben Stellen wegfallen sind.“