Ausbildung für Flüchtlinge: Das Handwerk als Motor der Integration

Die Zahl der Ausbildungsverträge für Flüchtlinge steigt in NRW-Betrieben stark an. Doch die fordern die Politik zur Hilfestellung auf.

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Düsseldorf. Wenn das nordrhein-westfälische Handwerk am kommenden Donnerstag NRW-Integrationsminister Joachim Stamp als Ehrengast zu seinem „Dreikönigsessen“ begrüßt, dürfte der FDP-Politiker allen Grund haben, sich in seiner Rede zu bedanken. Bedanken dafür, dass das Handwerk bei der Integration von Flüchtlingen voran geht. „Kein anderer Wirtschaftsbereich hat sich so sehr um Integration bemüht“, sagte am Freitag Handwerkspräsident Andreas Ehlert selbstbewusst. Allein aus den Herkunftsländern Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien sei die Zahl der Auszubildenden in NRW-Handwerksbetrieben von 339 Ende 2015 auf 1985 zum Jahresende 2017 gestiegen. Das zeuge von dem straken Engagement der Betriebe und der Handwerksorganisationen bei diesem Thema.

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Freilich kann auch das Handwerk den Nachwuchs dringend gebrauchen. Ohne die Flüchtlinge wäre die Zahl der neuen Azubis im vergangenen Jahr sogar leicht gesunken. So aber kam es bei knapp 30 000 neuen Ausbildungsverträgen zu einem Zuwachs von rund vier Prozent.

Ehlert betonte, dass die Integration für die Betriebe einen großen Mehraufwand bedeute. Mangelnde Sprachkenntnisse und ein gewaltiger bürokratischer Aufwand mit allen beteiligten Behörden seien eine große Belastung. Dabei sei eine angetretene Ausbildungsstelle noch lange keine Garantie dafür, dass diese auch erfolgreich abgeschlossen werde. Gerade bei Flüchtlingen bestehe die Gefahr, dass die Ausbildung abgebrochen wird.

Hier sei man auf Unterstützung durch die Politik angewiesen. Ohne eine erfolgreiche berufliche Integration scheitere auch die kulturelle und gesellschaftliche Integration, warnt Ehlert. Diese könne nur gelingen, wenn die Flüchtlinge, die in Deutschland bleiben dürfen, „hier auch auf eigenen Beinen stehen und sich in unsere Werteordnung einfügen“.

Gar nicht glücklich sei man damit, dass sich Flüchtlinge allein durch den Abschluss eines Ausbildungsvertrages eine Bleibeperspektive verschaffen können. Das führe dazu, dass auch solche Menschen eine Ausbildung beginnen, die gar nicht wirklich dahinter stehen. Diskutiere etwa die Politik darüber, dass verstärkt nach Afghanistan abgeschoben werden soll, so führe das zu einem Sog auf Ausbildungsplätze. Besser wäre es, so der Handwerkspräsident, wenn vor Beginn der Ausbildung die Bleibeperspektive feststehe. Dann sei gewährleistet, dass das Handwerk die jungen Leute nicht nur ausbilde, sondern dass sie auch später noch den Betrieben zur Verfügung stehen.

Der Erfolg der Integrationspolitik, so Ehlert, werde sich am Ende in der Bildungspolitik entscheiden. Aber nicht nur mit Blick auf die Integration von Flüchtlingen sei es wichtig, dass die Berufskollegs und die überbetrieblichen Ausbildungsstätten des Handwerks eine hervorragende Ausstattung bekommen. Die Berufsschulen dürften in der bildungspolitischen Diskussion nicht länger das fünfte Rad am Wagen sein. Nur dann könnten sie in Zeiten der Digitalisierung Technikwissen vermitteln, das auf dem Arbeitsmarkt gebraucht werde. Auch brauche es analog zum Semesterticket das Azubiticket, um mehr Mobilität der Auszubildenden zu ermöglichen.

Ein paar gute Ideen für Gastgeschenke also, mit denen Minister Stamp am Donnerstag seinen Gastgebern beim „Dreikönigsessen“ des Handwerks eine Freude bereiten könnte.