Autobauer drücken mit Standards Kosten
Viele gleiche Bauteile erhöhen das Risiko bei Rückrufaktionen.
Düsseldorf. Gleich und gleich gesellt sich gern — bei den Autobauern ist die sogenannte Gleichteilstrategie längst ein Zauberwort: möglichst viele identische Bauteile in verschiedenen Modellen. Volkswagen-Chef Martin Winterkorn schwärmt: „Sie ermöglicht nicht nur die flexible, wirtschaftliche Entwicklung und Produktion einer wachsenden Modellpalette, sondern ist auch das richtige Instrument, um die Komplexität im Griff zu behalten.“
Daher setzt Europas größter Autobauer nicht nur auf identische Fahrzeugmodule. VW modularisiert auch ganze Fabriken, sie kommen gewissermaßen von der Stange. Nicht nur für VW, sondern für die gesamte Branche ist die Nutzung interner Synergien mittlerweile zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor geworden.
Zuletzt hat auch Daimler das Baukastenfieber gepackt. Die Schwaben möchten durch eine Neuaufstellung der Produktion die laufenden Kosten um fünf bis sechs Prozent senken.
Der VW-Konzern will mit seinem Gleichteile-Herzstück, dem Modularem Querbaukasten (MQB), in den nächsten Jahren gut 40 Modelle verschiedener Konzernmarken und Fahrzeugklassen entwickeln und herstellen. Aus dem Konzern verlautet, dass das Management dem Plan der MQB-Architektur rund 1000 Euro Ersparnis pro Fahrzeug zutraue. Das wäre ein gigantischer Hebel im VW-Konzern mit seinen jährlich rund zehn Millionen Fahrzeugen.
Es gebe aber viele Risiken bei der Baukastenstrategie, warnen Experten. Ein Beispiel dafür gibt der Vorreiter der Standardisierung, Toyota. Der Branchenprimus aus Japan hält einen traurigen Rekord: Laut einer Untersuchung des Center of Automotive Management (CAM) hatte Toyota im ersten Halbjahr mit 379 Prozent die zweithöchste Rückrufquote nach General Motors. Unter anderen mussten mehr als 2,45 Millionen Toyota- und Lexus-Modelle wegen Problemen mit den Airbags in die Werkstätten.
Jedoch: Je standardisierter der Produktionsprozess, desto höher die Ansprüche an das Qualitätsmanagement. „Der Kostendruck darf die Qualität nicht kompromittieren“, warnt Branchenexperte Stefan Bratzel vom CAM.
Bei BMW sieht man die „Prozessbaukästen“ auch als Chance, Fehler zu vermeiden. Durch die Konzentration auf die Prozesse werde der Standard entsprechend angehoben.