Autoindustrie bringt Infineon wieder in Fahrt
München (dpa) - Der Halbleiterkonzern Infineon hat die Talsohle schneller durchschritten als erwartet. Nach Zuwächsen im zweiten Quartal hob der Chiphersteller seine Umsatz- und Gewinnprognose für das gesamte Geschäftsjahr leicht an.
„Das Autogeschäft läuft sehr gut und wird auch weiterhin sehr gut laufen“, erklärte Vorstandschef Peter Bauer in Neubiberg bei München. Deshalb dürfte die Delle nach dem Rekordjahr 2011 kleiner ausfallen als bisher befürchtet, auch wenn das Industriegeschäft weiterhin stark lahmt.
Der Umsatz stieg von Januar bis März um 4 Prozent auf 986 Millionen Euro, der Gewinn legte um 16 Prozent auf 111 Millionen Euro zu. „Die Geschäfte im zweiten Quartal liefen besser als erwartet“, sagte Bauer. Im Geschäftsjahr, das im September endet, erwartet Infineon jetzt nur noch einen leichten Umsatzrückgang von 4,0 auf etwa 3,9 Milliarden Euro. Auch der Gewinn werde nicht so stark einbrechen wie befürchtet - das Segmentergebnis dürfte von 789 Millionen auf annähernd 600 Millionen sinken, sagte Bauer.
Nach dem Abschwung des Halbleitermarkts seit Mitte 2011 bekomme Infineon jetzt von den ersten Kunden zuversichtliche Signale, sagte Bauer. Doch sei es „noch zu früh, von einem nachhaltigen Aufschwung zu sprechen“. Weil die Autoproduktion anzog, erreichte Infineon in seiner mit Abstand wichtigsten Sparte einen Rekordumsatz und steigerte dort auch den Gewinn deutlich. Von der Motorsteuerung über Fensterheber und Airbags bis hin zum Navi werden in ein Auto Chips im Wert von etwa 250 Euro eingebaut - Tendenz steigend. Infineon ist die Nummer zwei in diesem Marktsegment und der Ausblick ist gut: „Wir sind weiter zuversichtlich“, sagte Bauer.
Auch das Geschäft mit Chips für Kreditkarten und Ausweise sowie für Notebooks und Server lief besser. „Die große Frage ist: Wie entwickelt sich das Industriegeschäft?“, erklärte Bauer. „Wir können das Industriegeschäft noch nicht so richtig einschätzen.“ Im zweiten Quartal gingen Umsatz und Gewinn hier weiter zurück. Auch bei den Halbleitern für Leuchten, Mobilfunknetze, Solaranlagen und Spielekonsolen sanken Umsatz und Gewinn.
Insgesamt habe sich Infineon jedoch erneut besser geschlagen als der Markt. Die Neuaufstellung des Konzerns bewähre sich auch in konjunkturell angespannten Phasen, sagte Bauer. Infineon erhöhe seine Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in den Ausbau der Fabriken weiter. Das belaste im Augenblick das Ergebnis, werde sich jedoch ab 2015 in größeren Marktanteilen und höherem Gewinn zeigen.
Die Börse reagierte hierauf zunächst mit einem deutlichen Kursgewinn, im Tagesverlauf drehte die Infineon-Aktie aber ins Minus. Der Analyst Francois Meunier von der US-Investmentbank Morgan Stanley erklärte, die Quartalszahlen seien besser als vermutet und der Ausblick entspreche den Erwartungen. Die Schwäche bei der Industrieproduktion aber könne sich als Belastung erweisen.