Autoindustrie: Fabriken werden zu „globalen Klonen“
Die großen deutschen Hersteller testen Maschinen am Fließband — und hoffen auf mehr Qualität und ein Plus an Produktivität. Die Fabriken werden zu „globalen Klonen“.
Hannover. Auf der Suche nach neuen Sparmöglichkeiten in ihren Fabriken entdecken die Autobauer ein weiteres Zukunftsthema: Sie stellen Roboter mit ans Fließband. Ob Volkswagen, Daimler oder BMW: Die großen deutschen Hersteller testen alle, wie Maschinen und Belegschaft Hand in Hand arbeiten können. Der Trend schlägt ein neues Kapitel der Fabrikgestaltung auf. Von der Neuerung versprechen sich die Autobauer mehr Qualität und ein Produktivitätsplus.
Seit Jahrzehnten arbeiten Roboter monoton hinter Absperrungen, sie schweißen dort oder lackieren. Nun montieren sie im Schulterschluss mit den Menschen — intelligente Sicherheitssensorik macht es möglich. BMW etwa reklamiert für sich, im US-amerikanischen Werk Spartanburg erstmals in der Branche „eine direkte Mensch-Maschine-Kooperation in der Serienproduktion“ umgesetzt zu haben. Wo früher Menschen per Handroller im Schweiße ihres Angesichts Türdichtungen fixierten, hilft nun Kollege Roboter mit Rollköpfen am starken Automatenarm.
BMW-Produktionsvorstand Harald Krüger sagt: „Roboter, die den Menschen in der Fertigung zur Hand gehen und ihnen schwere körperliche Arbeiten abnehmen, werden die Fabrik der Zukunft prägen.“ Sie ergänzten den Menschen. Im Fall von BMW liegt ein Vorteil auf der Hand: Die Verarbeitungsqualität der Dichtungen kann beim Arbeitsprozess mit Sensorik überwacht werden.
Es sind diese kleinen Verbesserungen, auf die es in Zukunft verstärkt ankomme, sagt Automobilwirtschaftsexperte Stefan Bratzel. „In der Produktion hat man schon sehr viele Effizienzpotenziale realisiert.“ Neben Qualität und Zeit als Faktor verweist Bratzel auf eine weitere Dimension: Standardisierung globaler Produktionsnetze. Volkswagen etwa, mit weltweit 102 Fabriken, nutzt die „modulare Fabrik“ wie globale Klone, damit Getriebe aus Kassel denen aus China in nichts nachstehen.
Unisono beteuern die Autobauer, dass es um Entlastungen der Belegschaft gehe. Etwa, wenn Arbeit rückenschonender wird. Doch eines ist klar: Mehr Arbeit für Roboter heißt weniger Arbeit für Menschen. „Man muss die Entwicklung sehr ernst nehmen“, sagt Constanze Kurz. Die Arbeitssoziologin betreut das Thema Industrie 4.0 für die IG Metall. Wenn die Fabrik mehr monotone Arbeit übernehme, führe das aber nicht automatisch zur menschenleeren Werkshalle. Doch das, was die Menschen noch leisteten, werde anspruchsvoller, so Kurz.