Autozulieferer ZF erwägt Milliardenzukauf in den USA

Friedrichshafen/Livonia (dpa) - Der Autozulieferer ZF Friedrichshafen arbeitet an der wohl größten Übernahme seiner Firmengeschichte.

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Das Unternehmen spreche mit dem US-Konkurrenten TRW Automotive über einen möglichen Kauf, teilte ein ZF-Sprecher am Donnerstagabend mit. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen.

Der Zulieferer aus der Nähe von Detroit wird an der Börse mit mehr als 11 Milliarden Dollar (8 Mrd Euro) bewertet. Nach Bekanntwerden des Kaufinteresses stieg die Aktie um mehr als 9 Prozent.

TRW bestätigte, ein Übernahmeangebot erhalten zu haben, ohne indes den Namen des Kaufinteressenten zu nennen. Der Konzern schaue sich die Offerte an und wäge Alternativen ab, hieß es in einer Stellungnahme. Zeitliche Vorgaben gebe es nicht. Beraten wird der US-Zulieferer dabei von der Investmentbank Goldman Sachs.

ZF ist der drittgrößte deutsche Automobilzulieferer nach Bosch und Contintental. Der Zukauf würde die Kräfteverhältnisse verschieben - und das auch international.

ZF setzte im vergangenen Jahr 16,8 Milliarden Euro um und will bis 2025 die Marke von 40 Milliarden Euro knacken. Das Wachstum soll dabei zum großen Teil aus Asien und Nordamerika kommen. Aktuell erzielt das Unternehmen noch mehr als die Hälfte des Umsatzes in Europa.

TRW fuhr zuletzt mit 65 000 Mitarbeitern weltweit einen Umsatz von umgerechnet 12,8 Milliarden Euro ein. Größte Märkte sind Europa und Nordamerika mit jeweils um die 40 Prozent. Die Amerikaner sind vor allem für ihre Sicherheitsprodukte wie Airbags, Gurte, Brems- oder Fahrerassistenzsysteme bekannt. Größte Kunden sind VW, Ford, Chrysler und General Motors.

Mit der Übernahme von TRW würde ZF vom Bodensee seine Präsenz in Nordamerika kräftig ausbauen. Die USA sind nach China der zweitgrößte Automarkt der Welt, mit stetig steigenden Verkäufen nach dem Abklingen der Wirtschaftskrise. ZF selbst hatte erst vor einem Jahr ein neues Getriebewerk in South Carolina eröffnet, was wegen der hohen Nachfrage schon wieder erweitert wird.

In den USA fertigen nicht nur die drei großen heimischen Autobauer General Motors, Ford und Chrysler, sondern in großem Umfang auch japanische, südkoreanische und deutsche Hersteller. Mercedes-Benz, BMW und Volkswagen betreiben jeweils ein Werk im Süden der USA.

Die Finanznachrichtenagentur Bloomberg hatte als erstes über das Kaufinteresse von ZF berichtet. Unter Berufung auf eine informierte Personen hieß es, dass über einen Kaufpreis offiziell noch nicht gesprochen worden sei. Allerdings soll ZF den US-Konzern mit 11 bis 12 Milliarden Dollar bewerten.