BA-Chef Weise warnt vor zu viel Konjunktur-Optimismus
Hamburg (dpa) - Der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, hat vor zu viel Euphorie bei den Konjunkturprognosen für Deutschland gewarnt. „Ich stimme dieser Beurteilung nicht ganz zu“, sagte Weise der „Deutschen Verkehrs-Zeitung“.
„Die Lage ist sehr unsicher. Wir sind im Auge des Hurrikans, nicht am Rande einer ruhigen Zone.“ Die eigentlichen Ursachen der Wirtschafts- und Finanzkrise wie die hohe Staatsverschuldung seien weiter nicht behoben. „Sie werden mit Geld zugedeckt“, sagte Weise in Anspielung auf die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB).
Während die Eurozone noch in der Rezession steckt, mehrten sich in Deutschland zuletzt die Anzeichen für einen neuen Aufschwung. Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer, der Ifo-Geschäftsklimaindex, machte im Februar einen weiteren Sprung nach oben. Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn hatte am Freitag betont: „Die deutsche Wirtschaft nimmt Fahrt auf.“ Vor allem in der Industrie und in der Bauwirtschaft füllten sich die Auftragsbücher.
Weise geht davon aus, dass die Zahl der Arbeitslosen in diesem Jahr um die drei Millionen schwanken werde. Er warnte die Unternehmen davor, die Folgen des Fachkräftemangels und der demografischen Entwicklung zu unterschätzen. „Es ist belegbar, berechenbar und eindeutig, dass wir zwischen heute und dem Jahr 2025 eine konventionell nicht zu deckende Lücke an Arbeitskräften haben werden“, betonte der BA-Chef gegenüber der Zeitung.
„Selbst wenn man alle Möglichkeiten der Produktivitätssteigerung berücksichtigt, ist die Zahl der Menschen im Berufsleben so gering, dass die Wirtschaft damit nicht auskommen wird.“ Konservativ geschätzt werde die Lücke um die drei Millionen betragen. Die BA gehe dagegen mit eigenen Maßnahmen vor, könne aber die Lücke bestenfalls halbieren. Weise rät der Wirtschaft daher unter anderem, stärker Fachleute aus dem Ausland anzuwerben.