BaFin: Lebensversicherer können Zusagen noch länger halten
Düsseldorf/Berlin (dpa) - Allen Problemen der Branche zum Trotz können Lebensversicherer nach Einschätzung von Bafin-Chefin Elke König mittelfristig ihre Renditezusagen einhalten.
„Prognoserechnungen und Stresstests zeigen, dass sie dazu trotz der Niedrigzinsen noch einige Jahre in der Lage sind“, sagte die Präsidentin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) der „Wirtschaftswoche“.
Lebensversicherer haben wegen der anhaltend niedrigen Zinsen Schwierigkeiten, die ihren Kunden zugesagten Erträge zu erwirtschaften. Die Finanzpolster der Assekuranzen schmelzen, die Rendite sinkt. Der Garantiezins für neu abgeschlossene Verträge beträgt nur noch 1,75 Prozent. Daneben erhalten Sparer eine variable Überschussbeteiligung, die ebenfalls rückläufig ist.
Die Aufsichtsbehörde wirkt nach Worten Königs derzeit an der Vorbereitung eines Gesamtkonzepts mit, das Risikotragfähigkeit und Stabilität der Branche stärken soll. „Das könnte vorsehen, dass wir ähnlich wie bei Banken früher eingreifen und erweiterte Auskünfte verlangen können“, sagte sie dem Magazin zufolge weiter.
Für Unruhe haben zuletzt Medienberichte gesorgt, wonach einige Versicherer Ausnahmeregelungen beantragt haben sollen, um für ihre Kunden vorrübergehend weniger Geld vom Gewinn zurücklegen zu müssen.
Zu einer möglichen Aufhebung von Zinsgarantien für Altverträge sagte König: „Das kommt nur als Ultima Ratio in Betracht. Wenn einem Versicherer die Insolvenz droht, gehen die Verträge zunächst auf den Sicherungsfonds über. Nur wenn das für eine Sanierung nicht ausreicht, könnten wir die Garantien begrenzt reduzieren.“
Auch eine Senkung der Kapitalanforderungen für Anlagen der Versicherer etwa in Aktien oder Immobilien, wie sie das Regelwerk „Solvency II“ künftig vorsieht, hält König nicht für notwendig. „Die Vorgaben sind bei weitem nicht so streng, wie die Branche behauptet. Ich glaube nicht, dass es dazu aus Brüssel noch Anpassungen gibt.“
Grundsätzlich sei es positiv, wenn sich Versicherer Gedanken über vermehrte Investitionen in Immobilien, Infrastruktur und Unternehmensanleihen machten. Allerdings müsse die Bafin sicherstellen, dass sie hierfür ausreichend kompetent seien: „Wir wollen nicht wie nach der Finanzkrise zu hören bekommen, dass dummes deutsches Geld in Produkte geflossen ist, die man nicht versteht und deren Risiko man falsch einschätzt“, sagte König dem Magazin weiter.