Bahn-Schlichtung in letzter Runde - Grube will Umbau
Berlin (dpa) - Im Bahn-Tarifkonflikt steht die Schlichtung vor dem Abschluss. Ob zwischen dem Staatskonzern und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) eine Einigung gelungen ist, wird voraussichtlich am Freitag öffentlich gemacht.
Nach einer Aufsichtsratssitzung wurde zudem bekannt, dass Bahnchef Rüdiger Grube das Unternehmen mit einem Umbau wieder profitabler machen will. Dazu will er schon bald konkrete Schritte einleiten.
Das Schlichtungsverfahren mit der GDL ging am Donnerstag in die letzte Runde. Unter Verweis auf die vereinbarte Vertraulichkeit wollten sich beide Seiten nicht zum Stand der Verhandlungen äußern. Die Beteiligten hatten den 25. Juni als letzten Tag der Schlichtung festgelegt. Für Freitag wurde eine Stellungnahme der beiden Schlichter erwartet, einen Termin gab es zunächst noch nicht.
Der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und der frühere brandenburgische Regierungschef Matthias Platzeck (SPD) sind seit dem 27. Mai darum bemüht, den Streit zu beenden. Der Konflikt besteht seit einem Jahr. Neun Mal haben die Lokführer bundesweit bereits gestreikt. Während der Schlichtung waren Arbeitsniederlegungen ausgeschlossen.
Als Hauptproblem gilt das Ziel der GDL, für jede der bei ihr organisierten Berufsgruppen Tarifabschlüsse zu erzielen, die im Zweifel auch von Tarifverträgen mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) abweichen können. Die Bahn strebt dagegen widerspruchsfreie Regelungen an. Zu den Gruppen, die von beiden Gewerkschaften umworben werden, gehören außer den Lokführern die Zugbegleiter, Bordgastronomen, Lokrangierführer und Planer/Disponenten. Insgesamt geht es um rund 37 000 Beschäftigte.
Als Reaktion auf Schwierigkeiten im Personen- und Güterverkehr kündigte Vorstandschef Grube nach dpa-Informationen bei einer Aufsichtsratssitzung am Mittwoch gravierende Änderungen an. „In absehbarer Zeit“ werde er Vorschläge dazu machen, hieß es.
Die „Süddeutsche Zeitung“ (Donnerstag) hatte zuvor über das Thema berichtet. Nach Angaben des Blattes will sich Grube dabei mit Aufsichtsratschef Utz-Hellmuth Felcht abstimmen und bereits in den nächsten Wochen entsprechende Schritte umsetzen.
Laut einer Vorlage für den Aufsichtsrat mit der mittelfristigen Finanzplanung bis zum Jahr 2019 will Grube mit der Bahn „neue Wege gehen“, um im Wettbewerb zu bestehen, soweit bestehende Geschäftsmethoden „nicht beziehungsweise nicht mehr zukunftsfähig sind“. Das schließe „Veränderungen in der Wertschöpfungstiefe, die Neudefinition des Kerngeschäfts und Veränderungen im Portfolio des Konzerns mit ein“, steht in dem Papier nach Angaben einer zuverlässigen Quelle.
Diese Begriffe könnten etwa Ausgliederungen, den Verkauf von Konzernteilen oder Zukäufe bedeuten. Laut „SZ“ sind auch mögliche Vorstandswechsel in der Diskussion.
Nach dpa-Informationen lag das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) bis Ende Mai bei 626 Millionen Euro, das sind 239 Millionen Euro weniger als im Vorjahreszeitraum. Für das gesamte Jahr 2015 bleibt die Bahn bei einem Ebit-Ziel von zwei Milliarden Euro.