Griechenland-Krise dämpft Stimmungshoch der deutschen Verbraucher
Nürnberg (dpa) - Das nervenzehrende Tauziehen um den Verbleib Griechenlands in der Eurozone dämpft erstmals die Verbraucherstimmung in Deutschland. Die vielen offenen Fragen zur Zukunft des pleitebedrohten Landes verunsichern zunehmend hierzulande die Bürger.
In der Folge sinkt der Konsumklimaindex für Juli von 10,2 auf 10,1 Punkte, wie das Marktforschungsunternehmen GfK am Donnerstag in Nürnberg mitteilte. Es ist der erste Rückgang seit Oktober 2014. Nichtsdestotrotz befindet sich die Verbraucherstimmung weiterhin auf einem extrem hohen Niveau.
Die rund 2000 repräsentativ Befragten schätzten im Juni vor allem die Entwicklung der Konjunktur deutlich zurückhaltender ein als im Vormonat. Dadurch ging auch die Anschaffungsneigung etwas zurück. Die Einkommenserwartungen hingegen stiegen aufgrund der jüngsten Tarifverhandlungen und der niedrigen Inflation auf den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung, wie die GfK erläuterte.
Die positiven Rahmenbedingungen im Inland - etwa der robuste Arbeitsmarkt, eine positive Einkommensentwicklung sowie die niedrige Teuerung - hatten die Stimmung der Verbraucher über Monaten hinweg in die Höhe getrieben. Diese Entwicklung wurde durch die extrem niedrigen Zinsen noch bestärkt - die vielen internationalen Konflikte hingegen spielten für die Kauflaune der Deutschen kaum eine Rolle.
Im Juni jedoch wirkte sich die Griechenlandkrise zum ersten Mal spürbar aus. „Für viele sind die ganzen Verhandlungen mit der Taktiererei und den „Spielchen“ immer undurchschaubarer, immer weniger nachvollziehbar geworden“, schilderte GfK-Experte Rolf Bürkl der Deutschen Presse-Agentur. „Das führt in der Regel zu Verunsicherungen, und die sind Gift für das Konsumklima.“ Wer nicht weiß, was ihn erwartet, hält sein Geld tendenziell lieber zusammen als es auszugeben: Die Sparneigung ist im Juni nach ihrem historischen Tiefstand zum vierten Mal in Folge wieder gestiegen.
Die deutlich gesunkenen Konjunkturerwarten seien eine Folge des ständigen Hin und Her zwischen Brüssel und Athen, betonte Bürkl. „Das rührt zum Großteil auch daher, dass die Politik nicht transparent machen kann, was im Falle eines Ausstieges passiert - oder was passiert, wenn ein überschuldetes Griechenland im Euro-Raum verbleibt.“
Zumal das Szenarios eines „Grexit“, eines Ausstiegs Griechenlands aus dem Euro, in den vergangenen Wochen realer geworden sei. „Vorher herrschte die allgemeine Meinung vor: Die werden sich schon irgendwie einigen, Griechenland bleibt im Euro“, schilderte Bürkl. „Zuletzt sind aber Stimmen lauter geworden - bis hin zur Bundesregierung - die sagen: Ein Ausstieg aus dem Euro wäre auch nicht das Ende der Welt.“
Trotz aller Unsicherheit zeigte sich Bürkl zuversichtlich, dass der private Verbrauch auch mittelfristig eine stabile Stütze der Konjunktur bleiben wird. „Unter der Voraussetzung, dass für Griechenland eine akzeptable Lösung gefunden wird, sind die Aussichten auf eine stabile Konsumentwicklung für den Rest des Jahres gut.“ Dies sieht auch der BayernLB-Experte Stefan Kipar so: „Einer Fortsetzung des binnenwirtschaftlich getriebenen Aufschwungs steht auf Verbraucherseite kaum etwas entgegen.“