Banken immer mehr in Bedrängnis: Fed beruhigt nicht

Washington/Berlin (dpa) - Die Probleme der Banken werden in der Schuldenkrise immer größer. Auch ein Manöver der US-Notenbank im Kampf gegen eine neue Rezession beruhigt die nervösen Märkte nicht.

Während die großen Finanzhäuser in den USA nach Einschätzung der Ratingagentur Moody's um ihr Sicherheitsnetz bangen müssen, kämpfen Institute im schuldengeplagten Italien mit der Herabstufung ihrer Kreditwürdigkeit. Um der Weltwirtschaft Schwung zu verleihen, plant die US-Notenbank Fed ein weiteres geldpolitisches Manöver. Die hoch nervösen Aktienmärkte beruhigte dies am Donnerstag jedoch nicht, im Gegenteil.

Zum Handelsschluss in Frankfurt verlor der Dax fast 5 Prozent auf 5164 Punkte. Auch am US-Aktienmarkt ging es zunächst abwärts. Der Dow Jones Industrial gab kurz nach Eröffnung fast 3 Prozent nach. Der Euro sank zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit acht Monaten.

Mit ihrer Ankündigung eines Anleihentauschs, der „Operation Twist“, konnte die US-Notenbank die Märkte nicht überzeugen. Die Fed hatte am Mittwoch bekanntgegeben, bis Mitte kommenden Jahres 400 Milliarden US-Dollar in die Hand zu nehmen, um lang laufende Anleihen zu erwerben. Parallel sollen aus den Beständen der Fed kurz laufende Papiere mit Laufzeiten unter drei Jahren verkauft werden. Damit sollen langfristig Kredite tendenziell billiger werden.

Zu den Verlusten an den Börsen trug aber auch die Aussage der Fed bei, dass die „Abwärtsrisiken“ für den wirtschaftlichen Ausblick „signifikant“ gestiegen seien.

Um weiteren Schaden für die Weltwirtschaft abzuwenden, haben Internationaler Währungsfonds (IWF) und Weltbank von der Politik zu entschlossenes Handeln im Kampf gegen die aktuellen Krisen gefordert. Die neue IWF-Chefin Christine Lagarde betonte, Lösungen für die Euro-Schuldenkrise seien vorhanden und bekannt, „nötig ist politische Führung“. Weltbank-Präsident Robert Zoellick erklärte, er halte ein neuerliches Abgleiten in die Rezession nach wie vor für unwahrscheinlich. „Aber mein Vertrauen verliert täglich an Boden angesichts des stetigen Flusses an schlechten Nachrichten.“

Zur Lage der Banken äußerte sich die Ratingagentur Moody's deutlich: Die US-Finanzkonzerne könnten nicht mehr sicher sein, dass der Staat sie im Notfall auffange. Die Agentur zweifelt daran, dass Washington bei einer neuerlichen Schieflage wie zu Zeiten der Finanzkrise 2008 rettend eingreifen würde. Sollte eine Bank also in existenzielle Not geraten, würde sie schlimmstenfalls untergehen.

„Moody's geht zwar davon aus, dass die Regierung weiterhin den systemisch wichtigen Finanzfirmen ein bestimmtes Niveau an Unterstützung zukommen lässt“, erklärte die Ratingagentur. „Doch es ist jetzt gleichzeitig wahrscheinlicher als während der Finanzkrise, dass sie erlauben würde, dass eine große Bank scheitert.“

Moody's begründete ihre Einschätzung damit, dass die Folgen einer Pleite für das Finanzsystem heute geringer ausfielen. Die US-Regierung hatte nach den Erfahrungen der Finanzkrise neue Gesetze auf den Weg gebracht, die ein ähnliches Desaster wie beim Bankrott der Investmentbank Lehman Brothers verhindern sollen. Allerdings zweifeln Kritiker an der Wirksamkeit der Regelungen.

Auch auf der anderen Seite des Atlantiks wachsen die Sorgen der Banken: Die Ratingagentur Standard & Poor's hatte am Mittwoch die Kreditwürdigkeit von sieben italienischen Instituten abgestuft und damit gedroht, dass dies auch bei acht weiteren Häusern - darunter die UniCredit und einige Tochterfirmen - geschehen könnte.

Am Donnerstag senkte Italien zudem seine Wachstumsprognosen drastisch. Wie die Regierung in Rom mitteilte, liegt das geschätzte Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für das laufende Jahr bei 0,7 Prozent im Vergleich zu den vorher angenommenen 1,1 Prozent. Auch für die Folgejahre verschlechtern sich die Prognosen.

S&P hatte Anfang der Woche die Bonität des italienischen Staates, der nach Griechenland - gemessen an der Wirtschaftsleistung - den zweithöchsten Schuldenstand in der Eurozone hat, herabgestuft und den Ausblick auf „negativ“ gesetzt. Italien hat zuletzt zwei Sparpakete im Volumen von zusammen mehr als 100 Milliarden Euro verabschiedet.

Aus Protest gegen die verschärften Sparmaßnahmen des Euro-Sorgenkindes Griechenland legten in Athen streikende Bus- und Bahnfahrer den öffentlichen Verkehr lahm. Die Regierung hatte neue Sparmaßnahmen von sechs Milliarden Euro beschlossen und gleichzeitig angekündigt, tausende Staatsbedienstete entlassen zu wollen.