Banken parken Rekordsumme bei EZB

Frankfurt (dpa) - Ein Großteil der Geldflut der Europäischen Zentralbank (EZB) scheint umgehend wieder an sie zurückzufließen. Dies zeigen die eintägigen Einlagen der Geschäftsbanken bei der EZB, die drastisch um über 300 Milliarden auf einen Rekordwert von 776,9 Milliarden Euro in die Höhe geschossen sind, wie die Notenbank mitteilte.

Der jüngste Anstieg entspricht in etwa der Überschussliquidität, die die EZB am Mittwoch mit ihrem zweiten Dreijahrestender in den Geldmarkt pumpte. Bankvolkswirte zweifeln jedoch mittlerweile an der Aussagekraft der Übernacht-Einlagen als Krisenindikator.

Mit dem jüngsten Sprung der Bankeinlagen wurde der letzte Rekord von 528 Milliarden Euro, der Mitte Januar erreicht worden war, sehr deutlich um etwa 250 Milliarden Euro übertroffen. Aber auch vor diesem drastischen Anstieg hatten die Geldhäuser viel mehr Geld bei der EZB geparkt als üblich. Zum Vergleich: Im Jahr 2007 - also kurz vor der ersten Finanzkrise - galt schon ein einstelliger Milliardenbetrag als ungewöhnlich. Mit der Eskalation der Finanzkrise im Herbst 2008 und im Zuge der Euro-Schuldenkrise legten die Einlagen aber immer stärker zu.

Lange Zeit galten die Bankeinlagen daher als verlässlicher Indikator für das Misstrauen der Geldinstitute untereinander: Anstatt sich gegenseitig frische Mittel auf dem sogenannten "Interbankenmarkt" zu leihen, wickelten sie diesen Geldhandel zusehends über die Notenbank ab. Zwar sind die Konditionen bei der EZB deutlich ungünstiger. Die Banken nehmen entsprechende Zinsverluste aber gegen eine höhere Sicherheit in Kauf.

Wegen der aktuell sehr hohen Liquidität im Finanzsektor gilt die Aussagekraft der Übernacht-Einlagen jedoch als verzerrt und nur begrenzt aussagekräftig. Ausschlaggebend für den jüngsten Sprung der Bankeinlagen dürfte die Geldflut der EZB sein: Am Mittwoch hatte sie den Banken den rekordhohen Betrag von knapp 530 Milliarden Euro für drei Jahre geliehen. Experten veranschlagen den Netto-Effekt auf das Liquiditätspolster der Banken wegen zugleich ausgelaufener Refinanzierungsgeschäfte aber lediglich auf rund 310 Milliarden Euro - also in etwa den Betrag, um den die täglichen Einlagen bei der EZB nun zugelegt haben. Das überschüssige Geld, das die Banken nicht unmittelbar benötigen, parken sie über Nacht gegen einen Minizins bei der Notenbank.