Banken-Stresstest: Aufseher ziehen Schraube für Institute an

London (dpa) - Europas Bankaufseher wollen die 124 wichtigsten Kreditinstitute des Kontinents in den kommenden Monaten auf Herz und Nieren prüfen und dem bislang härtesten Stresstest unterziehen.

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Bei der Prüfung müssen die Banken beweisen, dass sie auch bei einem Konjunktureinbruch mit einem Verfall von Immobilienpreisen und Aktienkursen sowie einer gegen Null tendierenden Inflation nicht in Schieflage geraten würden. Zu den Testkandidaten zählen auch 23 deutsche Institute.

Die genauen Kriterien für das Stress-Szenario legte die europäische Bankenaufsichtsbehörde EBA am Dienstag in London vor. Mit der Überprüfung will die EBA Vertrauen in die Banken schaffen. Die Ergebnisse sollen im Oktober vorliegen.

Die Annahmen sehen nun unter anderem vor, dass die europäische Wirtschaft in diesem Jahr nicht wie eigentlich angenommen wächst,
sondern um 0,7 Prozent schrumpft. Für das kommenden Jahr wird dann ein Rückgang von 1,5 Prozent simuliert, für 2016 eine minimale Erholung um 0,1 Prozent. Dies ist allerdings weniger, als in der realen Krise in den Jahren 2008 bis 2010 verloren ging. Auch ein Verfall der Aktienkurse von fast 20 Prozent sowie einknickende Staasanleihen gehören zu dem Szenario.

Auch im schlimmsten Szenario müssen die Banken noch auf eine harte Eigenkapitalquote von 5,5 Prozent kommen. Das heißt, dass die Risikopositionen der Institute auch bei einem Wirtschaftseinbruch mit genügend eigenen Mitteln abgesichert sind. Die EBA wird pro Bank 7000 Datensätze prüfen. „Volle Transparenz der Prüfung wird entscheidend dafür sein, ob sie glaubwürdig ist“, sagte der EBA-Vorsitzende Andrea Enria.

Eigenkapital gilt als wichtiger Puffer gegen neue Bankenkrisen. Derzeit haben die Institute nach EBA-Angaben im Schnitt eine harte Eigenkapitalquote von 11,7 Prozent. Die bisherigen Stresstests in Europa hatten das Ziel verfehlt, Vertrauen in die Stabilität der Banken zu schaffen. Sie wurden häufig als nicht hart genug kritisiert.

Der neueste EBA-Stresstest bildet zugleich den Abschluss der dreistufigen intensiven Überprüfung der größten Banken der Eurozone durch die Europäische Zentralbank (EZB). Mit dem umfassenden Check will die Notenbank Risiken und Kapitallücken in den Bilanzen der Banken aufspüren, ehe sie am 4. November als Teil der europäischen Bankenunion die Oberaufsicht über die Großbanken der Eurozone übernimmt. Damit soll das Vertrauen in die Finanzinstitute gestärkt werden. Den Stresstest machen EZB und EBA zusammen. Die EBA ist auch für die europäischen Banken außerhalb der Eurozone zuständig.