Bau des Hauptstadtflughafens noch Monate auf Sparflamme
Berlin (dpa) - Die Bauarbeiten am künftigen Hauptstadtflughafen sollen im Spätsommer wieder Fahrt aufnehmen. Derzeit sind auf der größten Baustelle Ostdeutschlands nur 200 bis 300 Arbeiter täglich im Einsatz, wie Technikchef Horst Amann am Mittwoch sagte.
„Wir haben keinen Stillstand, aber es geht nur moderat voran.“ Bis zum Juni oder Juli laufe eine Bestandsaufnahme. Anschließend werde mit den Firmen über Restarbeiten und Mängelbeseitigung verhandelt. „Dann werden wieder richtig Leute auf die Baustelle kommen.“ Auch einen neuen Eröffnungstermin werde er frühestens dann nennen, sagte Amann.
Unterdessen schloss sich Brandenburgs Landtag der umstrittenen Forderung des Ministerpräsidenten und Flughafen-Aufsichtsratschefs Matthias Platzeck (SPD) nach mehr Nachtruhe an. Die Abgeordneten nahmen mit großer Mehrheit ein entsprechendes Volksbegehren an. Die Initiatoren streben ein Flugverbot von 22.00 Uhr bis 6.00 Uhr an. Bisher soll ein Verbot von 0.00 Uhr bis 5.00 Uhr gelten.
Platzeck legte sich nicht auf Uhrzeiten fest. Es gehe um einen sinnvollen Kompromiss, sagte der Regierungschef. CDU und FDP bezweifelten, dass es Platzeck ernst ist. Die CDU tritt für ein Flugverbot von 23.00 Uhr bis 6.00 Uhr ein. Amann warnte dagegen davor, das geplante Nachtflugverbot auszuweiten. An den sogenannten Randzeiten von 22.00 Uhr bis 0.00 Uhr und von 5.00 Uhr bis 6.00 Uhr dürfe nicht gerüttelt werden. „Sie sind exorbitant wichtig, sie sind für einen global operierenden Flughafen ein Muss.“
Verwirrung gab es um Amanns neuen Chefberater, den früheren Frankfurter Flughafenchef Wilhelm Bender. Er wollte am Mittwoch an seinem ersten Arbeitstag in Schönefeld eine Pressekonferenz geben, die der Flughafen aber wegen „terminlicher Änderungen“ sehr kurzfristig absagte. Benders Büro sowie Vertreter des Bundes und Berlins äußerten sich nicht zu den Gründen. Seinen Vertrag hat Bender nach Angaben der Landesregierung noch nicht unterschrieben.„Ich gehe davon aus, dass sich am Wort von Herrn Bender nichts ändert“, sagte Sprecher Thomas Braune. Aus Amanns Sicht wird der Hauptstadtflughafen an der Grenze seiner Kapazität starten. Er ist für 27 Millionen Passagiere geplant. Das Wachstum des Luftfahrtstandorts Berlin sieht der Geschäftsführer jedoch vorerst am Ende. „Wir erwarten eine Stabilisierung auf gut 25 Millionen Passagiere.“ 2012 hatte Berlin mit 25,1 Passagieren einen weiteren Rekord erzielt. Zuletzt hätten aber nicht zusätzliche Flüge, sondern nur noch größere Maschinen für Wachstum gesorgt, sagte Amann.
Die Eröffnung des Flughafens ist wegen Technikproblemen, Baumängeln und Planungsfehlern vier Mal abgesagt worden. Noch immer fehlen Pläne. Amann kritisierte den Rauswurf der Generalplaner im vergangenen Jahr. „Es wäre besser gewesen, sich vorher zu überlegen, wie ich etwas kompensiere, wenn ich es nicht mehr habe.“ Skeptisch äußerte sich Amann zu einer Erweiterung des Terminals C am Flughafen Tegel. Der Neubau würde den Betrieb beeinträchtigen. „Weshalb ich nicht glaube, dass es einen Nutzen hätte.“