Hiobsbotschaften für den Berliner Flughafen
Die Bauarbeiten gehen erst im Sommer weiter. Derweil rückt ein Nachtflugverbot immer näher.
Berlin. Die Bauarbeiten am künftigen Hauptstadtflughafen sollen im Spätsommer wieder Fahrt aufnehmen. Bis zum Juni oder Juli laufe eine Bestandsaufnahme, sagte Technikchef Horst Amann am Mittwoch. Im dritten Vierteljahr werde mit den beteiligten Firmen über Restarbeiten und Mängelbeseitigung verhandelt. „Dann werden wieder richtig Leute auf die Baustelle kommen.“ Auch einen neuen Eröffnungstermin werde er frühestens dann nennen, sagte Amann. Die Inbetriebnahme war wegen Technikproblemen, Baumängeln und Fehlplanungen schon vier Mal abgesagt worden.
Ungemach droht dem Flughafen noch von anderer Seite: Der brandenburgische Landtag hat am Mittwoch mit großer Mehrheit das Volksbegehren für ein erweitertes Nachtflugverbot am neuen Hauptstadtflughafen angenommen. Mit diesem Votum im Rücken will die rot-rote Landesregierung mit den beiden anderen Gesellschaftern des Airports — dem Land Berlin und dem Bund — über mehr Nachtruhe am Standort Schönefeld verhandeln.
Die Initiatoren des Volksbegehrens streben eine Zeitspanne von 22 bis 6 Uhr an. Bisher soll ein Nachtflugverbot von 0 bis 5 Uhr gelten. In einer teils hitzigen Debatte begründete Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) seinen Kursschwenk bei den Nachtflügen. Auf Grundlage des ersten erfolgreichen Volksbegehrens in der Geschichte des Landes gehe es jetzt darum, einen Kompromiss zu finden. Der von den Lärmgegnern angestrebte Volksentscheid hätte den Flughafen negativ dargestellt und dem Standort Berlin-Brandenburg geschadet.
Amann warnte davor, das geplante Nachtflugverbot auszuweiten. An den sogenannten Randzeiten dürfe nicht gerüttelt werden. „Sie sind exorbitant wichtig, sie sind für einen global operierenden Flughafen ein Muss“, sagte er beim Verein Berliner Kaufleute und Industrieller. Die Berliner Kaufleute unterstützen Amann: „Es gibt bestimmte Eisen, die sind zu heiß, um damit zu spielen, und dazu zählt mit Sicherheit die Erweiterung des Nachtflugverbots“, sagte Markus Voigt, Chef des Verbands Berliner Kaufleute und Industrieller.
Ambitionen auf den vakanten Posten des im Januar gefeuerten Flughafenchefs Rainer Schwarz ließ Amann nicht erkennen. Die Stelle sei ihm nicht angeboten worden. Aufsichtsratschef Platzeck wollte den früheren Frankfurter Flughafenchef Wilhelm Bender holen, der aber nur als Berater einspringen will. Am Mittwoch sollte sein erster Arbeitstag sein, er sagte aber eine Pressekonferenz kurzfristig ab. Laut Amann entscheidet der Aufsichtsrat am Freitag, welcher Personalvermittler einen neuen Chef sucht.