Bauern rechnen mit weiter steigenden Lebensmittelpreisen
Berlin (dpa) - Verbraucher werden aus Sicht der deutschen Bauern auch im kommenden Jahr für Nahrungsmittel tiefer in die Tasche greifen müssen.
„Die Preise werden mindestens so stark steigen wie die Inflationsrate, eher ein Stück über der Inflation“, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa in Berlin. „Die Nachfrage nimmt global zu“, begründete Rukwied. Zudem stiegen die Kosten der Bauern, etwa für Energie.
Für 2013 rechnet der Deutsche Bauernverband damit, dass die Deutschen vier Prozent mehr für Lebensmittel ausgeben müssen. Seit Herbst 2011 hat sich Nahrung in Deutschland nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts um 7,6 Prozent verteuert, während die allgemeinen Preise um 3,3 Prozent stiegen. Vor allem Obst, Gemüse, Fleisch und Fleischwaren wurden teurer.
„Es ist gut so, dass Nahrungsmittel nicht mehr die Inflationsbremse sind“, sagte Rukwied, der betonte: „Wir partizipieren nur marginal vom Anstieg der Lebensmittelpreise.“ Vom Verkaufspreis eines Brötchens kämen nur zwei Prozent beim Bauern an, bei Brot 6,7 Prozent. Mit einem Anteil von unter zwölf Prozent des verfügbaren Einkommens seien Lebensmittel in Deutschland noch immer günstig zu haben.
Die Einkommen der deutschen Bauern sind nach längerer Stagnation im Wirtschaftsjahr 2012/2013 kräftig gestiegen. Durchschnittlich lag das Unternehmensergebnis bei 62 900 Euro und damit neun Prozent über dem Vorjahr, wie der Bauernverband mitteilte. Der einzelne Bauer verdiente demnach nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben gut 3000 Euro im Monat, muss damit aber noch einen Teil seiner Investitionen stemmen.
Vor allem Ackerbauern konnten in dem im Juni abgelaufenen Wirtschaftsjahr wegen besserer Ernten kräftig gewinnen - ausgenommen die Landwirte in den Hochwasserregionen. Schweine- und Geflügelhalter verbesserten wegen höherer Preise ihr Ergebnis.
Milchviehbetriebe mussten wegen gestiegener Futterkosten Einbußen hinnehmen. Diese werden sie im Jahr 2013/2014 aber mehr als ausgleichen, wie Rukwied wegen gestiegener Milchpreise erwartet. Insgesamt rechnet die Branche mit einer stabilen Entwicklung.
Unzufrieden ist der Verband mit der Koalitionsvereinbarung von Union und SPD. Sie enthalte positive Elemente, etwa zu Erneuerbaren Energien und Agrardiesel. Insgesamt fehle aber das klare Bekenntnis zur Landwirtschaft, sagte Rukwied. Einen Mindestlohn wollen die Bauern ihren Saisonarbeitern nicht zahlen. „Da macht es Sinn, noch einmal drüber zu reden.“ Die Saisonkräfte kommen zumeist aus Osteuropa, wo die Lebenshaltungskosten niedriger sind.