Bauern verdienen weniger und hoffen auf Trendwende
Berlin (dpa) - Die Bauern rechnen nach dem wirtschaftlichen Einbruch mit einem Aufschwung. Die Lage habe sich zwar nochmals verschlechtert, die Einkommen erholten sich aber, sagte Bauernpräsident Gerd Sonnleitner.
Das Ergebnis pro Betrieb sank von Juli 2009 bis Juni 2010 um 7 Prozent. Dabei mussten die Höfe schon im vorherigen Wirtschaftsjahr ein Minus von 25 Prozent verkraften. Für das laufende Wirtschaftsjahr rechnet Sonnleitner mit einem Einkommensplus im niedrigen zweistelligen Prozentbereich: „Die Sonne scheint wieder.“ Für Rückenwind sorgen die Exporte, die auf einen neuen Rekord zusteuern.
Die kräftigsten Einbußen gab es bei den Ackerbauern: Das Ergebnis pro Betrieb sank - wegen eines Preisverfalls vor allem bei Getreide - um 22 Prozent auf 32 300 Euro. Bei den Schweinehaltern ging das Ergebnis pro Hof um 11 Prozent auf 41 500 Euro zurück. Das war aber noch immer der höchste Wert. Ein Minus von 13 Prozent auf 35 100 Euro gab es bei den Winzern. Bei Öko-Betrieben brach das Ergebnis um 15 Prozent auf 39 000 Euro ein. Die Milchbauern machten dagegen ein Plus von 2 Prozent und kamen auf durchschnittlich 30 300 Euro.
Trotz der Wirtschaftskrise haben nach Angaben des Bauernverbands insgesamt weniger Höfe als sonst aufgegeben. Die Bauern wollen kräftig investieren: 7 Milliarden Euro im kommenden halben Jahr, vor allem in Bioenergie.
Auf fast allen Agrarmärkten hätten sich die Preise im Laufe des Jahres spürbar verbessert, sagte Sonnleitner. „Wir erwarten, dass die Preise sich auch nach wie vor positiv in der zweiten Hälfte des Wirtschaftsjahres entwickeln.“ Die Lage der Milchbauern entspanne sich. Der Preis der Molkereien für die Milchbauern lag im Oktober bei 32,6 Cent pro Liter - fast 10 Cent mehr als im Vorjahr.
Und die Agrarexporte boomen: Von Januar bis September stiegen die Ausfuhren im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8 Prozent auf rund 37,8 Milliarden Euro, teilte das Bundeslandwirtschaftsministerium mit. Hochgerechnet könne dies zu einem Jahresergebnis von bis zu 52 Milliarden Euro führen. Damit werde der Exportrekord von 2008 übertroffen. Besonders floriert der Export von Milchprodukten: Der Ausfuhrwert stieg um fast 20 Prozent auf rund 5,5 Milliarden Euro. Die Exporte nach Russland, dem wichtigsten Nicht-EU-Staat, legten um 30 Prozent zu.
EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos will Milchbauern die Gründung überregionaler Kartelle erlauben. Das wird er voraussichtlich an diesem Mittwoch vorschlagen. „Das ist schon der richtige Schlüssel, nur in Deutschland haben wir den bereits“, sagte Sonnleitner. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, ein Zusammenschluss kleinerer Höfe, kritisierte: Wie sollten die Milchbauern in der EU ein „Kartell“ bilden, wenn sie höchstens 3 Prozent der Milchmenge in einer Erzeugergemeinschaft bündeln dürften?
Sonnleitner verteidigte die direkten Beihilfen aus Brüssel als notwendig zum Ausgleich für Umweltmaßnahmen. Sie machten im Durchschnitt knapp 70 Prozent vom Ergebnis pro Betrieb aus. Der Bauernpräsident warnte die EU-Kommission bei der Agrarreform nach 2013 vor einer Schlechterstellung großer Betriebe in Ostdeutschland und von Nebenerwerbslandwirten im Süden und Südwesten.