Wirtschaft Bayer-Chef Baumann will Aktionären Monsanto-Kauf erklären
Die Hauptversammlung des Chemieriesen am Freitag in Bonn dürfte turbulent werden. Es gibt viel Kritik an den Übernahmeplänen.
Leverkusen/Bonn. Wenn Bayer-Chef Werner Baumann am Freitag im Bonner World Conference Center bei der Hauptversammlung vor die Aktionäre tritt, dann dürfte er innerhalb und außerhalb des Gebäudes auf einigen Widerspruch stoßen. Will er doch den Aktionären die eingefädelte, aber noch nicht über die Bühne gebrachte Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto erklären. Das ruft nicht nur kritische Aktionäre in der Halle auf den Plan, sondern auch lautstarke Proteste draußen.
Zum Treffen der Aktionäre wollen Umweltschützer, Nicht-Regierungsorganisationen und kirchliche Gruppen am Versammlungsort ihren Unmut gegen den mit rund 66 Milliarden Dollar bislang teuersten Zukauf eines deutschen Unternehmens im Ausland zum Ausdruck bringen. Durch den Zusammenschluss befürchten sie unter anderem eine Zunahme von Abhängigkeiten der Landwirte von den großen Konzernen, höhere Preise und eine Verringerung der Artenvielfalt.
Ein von dem Bündnis „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ getragene Gemeinschaft hat angekündigt, dass Bauern und Verbraucher mit einem historischen Kartoffeldämpfer symbolisch Patentscheine von Bayer und Monsanto verbrennen wollen. Die Botschaft an die am Conference Center eintreffenden Aktionäre soll sein: Nein zur Fusion der beiden Konzerne.
Der Krefelder Bayer-Chef Werner Baumann hatte bei der Bilanz-Pressekonferenz im Februar hingegen betont: „Die Übernahme passt perfekt zu unserer Strategie, mit unseren Life-Science-Geschäften auf attraktiven, innovationsgetriebenen Märkten führende Positionen einnehmen zu wollen.“ Nach Vollzug des Zusammenschlusses sei Bayer in der Lage, durch mehr Innovation, stärkeres Wachstum und größere Effizienz langfristig erheblichen zusätzlichen Wert zu schaffen.
Bayer erwartet, die Transaktion bis Ende 2017 abschließen zu können. Nachdem die Aktionäre von Monsanto vor wenigen Monaten dem Kauf zugestimmt hatten, liegt der Deal inzwischen bei zahlreichen Kartellbehörden zur Genehmigung. Das noch ausstehende Votum der EU-Kommission gilt als eines der wichtigsten für das Zustandekommen der Übernahmepläne.
Die Gegner der Fusion befürchten, dass durch das Zusammengehen „der beiden Agrar-Giganten ein Monopol im Bereich des gentechnisch hergestellten Saatguts und damit unkalkulierbare Gefahr für die Ernährung der Menschheit entsteht.“ Anton Hofreiter, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bundestag, fordert, die Bundesregierung müsse die Fusion stoppen: „Eine solche Konzentration von Saatgut- und Pestizidkonzern ist für die Landwirtschaft weltweit bedrohlich und geht auf Kosten von Ernährungssouveränität und Artenvielfalt.“ Überall spürten Landwirte die Konsequenzen, wenn Monokulturen und Abhängigkeit den Agrarmarkt bestimmen. Für die EU-Kommission müsse Umweltschutz gleichrangiges Ziel zur Wettbewerbsfreiheit sein.“
Die am Freitag in Bonn erwarteten 3000 Aktionäre dürften indes vor allem um die Wertentwicklung des Konzerns nach der Übernahme fürchten, wobei sowohl der Kaufpreis als auch der befürchtete Imageverlust eine Rolle spielen. Aktuell ist die Wertentwicklung bei Bayer durchaus gut. Die gestern von den Leverkusenern präsentierten Quartalszahlen dürften Bayer-Chef Baumann Rückenwind geben. Der Umsatz legte um 11,7 Prozent auf 13,24 Milliarden Euro zu. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sonderposten erhöhte sich noch kräftiger — um 14,9 Prozent auf 3,89 Milliarden Euro. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 2,08 Milliarden Euro — 37,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.