Monsanto-Erwerb noch strittig Rekordgewinne stärken Bayer zum Aktionärstreffen den Rücken
Leverkusen (dpa) - Angetrieben von glänzenden Geschäften in der Pharmasparte steht der Bayer-Konzern 2017 vor einem weiteren Rekordjahr und strotzt vor Selbstbewusstsein. Mit einem Quartalsgewinn von mehr als 2 Milliarden Euro tritt Vorstandschef Werner Baumann ein Jahr nach seiner Amtsübernahme an diesem gestärkt vor die Aktionäre des Unternehmens.
Dort muss er sich unter anderem für den 66 Milliarden Euro teuren Kauf des US-Saatgutriesen Monsanto rechtfertigen. Bei der Vorlage der Quartalszahlen sprach der Bayer-Chef am Donnerstag von einer sehr guten Entwicklung der Geschäfte. Beim Umsatz hob Bayer die Prognose auf 51 Milliarden Euro an - und erwartet auch höhere Gewinne.
Im ersten Vierteljahr erwirtschafteten die Leverkusener bei einem Umsatz von 13,2 Milliarden Euro unter dem Strich einen Gewinn von knapp 2,1 Milliarden Euro. Das war ein Anstieg von rund 38 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreswert und zugleich einer der höchsten Überschüsse, den Bayer jemals in einem Quartal ablieferte.
Haupttreiber dieser Entwicklung waren erneut Medikamente - darunter Krebsmittel und ein Gerinnungshemmer, die beim Umsatz währungsbereinigt um 20 Prozent zulegten. Auch die börsennotierte Kunststofftochter Covestro, die am Mittwoch bereits Zahlen präsentiert hatte, glänzte mit Zuwächsen.
Im Agargeschäft, das Bayer mit Monsanto kombinieren und zum Weltmarktführer machten möchte, gab es ein Umsatzplus von 6,3 Prozent. Dabei sei die Entwicklung vor allem in Nordamerika mit einem Anstieg von fast 9 Prozent erfreulich gewesen, berichtete Baumann.
Keine Angaben machte er zum Stand des Erwerbs von Monsanto, das wegen seines genmanipulierten Saatgutes und seiner Geschäftspraktiken als höchst umstritten gilt. Nachdem die Aktionäre von Monsanto vor wenigen Monaten dem Kauf zugestimmt hatten, liegt der Deal inzwischen bei zahlreichen Kartellbehörden. In Brüssel wollte Bayer den Antrag auf Genehmigung noch im Laufe des zweiten Quartals einreichen.
Das Votum der EU-Kommission gilt als eines der wichtigsten für das Zustandekommen der Übernahmepläne. Nachdem die Wettbewerbshüter erst vor wenigen Wochen die Übernahme von Syngenta durch ChemChina und die Fusion der US-Chemieriesen Dow Chemical und DuPont unter Auflagen genehmigt hatten, hofft auch Bayer auf grünes Licht. Eine Entscheidung könnte bis zum Jahresende fallen.
Doch der Erwerb bleibt strittig. Vor der Hauptversammlung nahm der Protest gegen Bayer/Monsanto wieder an Fahrt auf. Zum Treffen der Aktionäre wollen Umweltschützer, Nicht-Regierungsorganisationen und kirchliche Gruppen am Versammlungsort in Bonn ihren Unmut gegen den bislang teuersten Zukauf eines deutschen Unternehmens im Ausland zum Ausdruck bringen. Durch den Zusammenschluss befürchten sie unter anderem eine Zunahme von Abhängigkeiten der Landwirte von den großen Konzernen, höhere Preise und eine Verringerung der Artenvielfalt.