Bayer-Mitarbeiter sind geschockt
Betriebsrat will die Stellenstreichungen nicht mitmachen und sucht Alternativen.
Leverkusen. Bayer hat ein Problem: Die tragenden Geschäfte des Konzerns, nämlich Gesundheit und Pflanzenschutz, laufen nicht mehr so rund wie früher. Mit tiefen Einschnitten bei Arbeitsplätzen sowie mit Investitionen und Innovationen will der neue Vorstandschef Marijn Dekkers den Konzern jetzt fit machen für die Zukunft.
In den ersten neun Monaten 2010 zeigten beide Sparten, auf die zwei Drittel des Konzernumsatzes entfallen, offen ihre Schwächen. Vor Sondereinflüssen erwirtschaftete Bayer HealthCare ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von unverändert 2,2 Milliarden Euro. Bayer CropScience lag mit gut 700 Millionen Euro sogar 28 Prozent unter dem Vorjahreswert.
Zwar sind das nur Momentaufnahmen - so befindet sich CropScience inzwischen auf dem Weg der Besserung. Aber von Ertragsperlen erwarten Vorstand und Eigentümer mehr. Das jetzt von Dekkers angekündigte Programm kann Beobachter deshalb kaum überraschen: Der Bayer-Chef hatte mehrfach darauf hingewiesen, dass der Konzern weniger Administration benötige und die vorhandenen Ressourcen besser bündeln und einsetzen müsse.
"Das Paket ist kein reines Sparprogramm", beteuert ein Konzernsprecher. Die Grundidee bestehe darin, Mittel freizusetzen, um gezielt in Wachstum und Innovation zu investieren.
Schöne Worte sind das, aber für viele Bayer-Beschäftigte bedeuten sie erst einmal Unsicherheit. Weltweit stehen 4500 Stellen auf Dekkers Streichliste, davon rund 1700 in Deutschland. Bis Ende 2012 sollen sie dem Rotstift zum Opfer fallen. Ab 2013 sollen jährlich 800 Millionen Euro eingespart und die Hälfte wieder investiert werden.
Am Freitag informierte der Gesamtbetriebsrat die Belegschaft. Welche Standorte betroffen sind, darüber konnte Bayer noch keine konkreten Angaben machen. Die vorhandenen Standorte in Deutschland dürften nicht in Frage gestellt werden, heißt es in dem Brief der Arbeitnehmervertreter an die Beschäftigten. Das Sparpaket sei nicht nachvollziehbar, zumal angeblich auch in der Forschung 400 Stellen wegfallen sollen. Der Betriebsrat vermutet, dass das eingesparte Geld in neue Arbeitsplätze in Schwellenländern investiert werden soll.