Wirtschaft Bayer & Monsanto: Anleger voller Skepsis
Obwohl die Leverkusener gute Zahlen vorlegen, drückt die geplante Übernahme des umstrittenen US-Saatgutherstellers den Börsenkurs.
Leverkusen. Werner Baumann lässt sich seine Zuversicht nicht nehmen. „Beide Unternehmen passen perfekt zusammen“, sagte der Bayer-Chef gestern zur Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto. „Die Logik dieses Schrittes ist absolut überzeugend.“
Eigentlich ging es bei dem Gespräch um die Vorlage der jüngsten Quartalszahlen. Aber letztlich drehte sich doch fast alles um den Monsanto-Deal. Kein Wunder: Der Zukauf im Wert von 59 Milliarden Euro (66 Milliarden Dollar) ist die teuerste Übernahme, die je ein deutsches Unternehmen im Ausland gestemmt hat.
Baumann steht erst seit einem halben Jahr an der Bayer-Spitze. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Marijn Dekkers hat er das Geschäft unbedingt gewollt. Nach monatelangem Pokern einigte sich Baumann mit Monsanto-Chef Hugh Grant schließlich auf einen Preis von 128 US-Dollar je Aktie.
„Die Investoren haben sehr positiv auf diesen Preis reagiert“, so Baumann, der aus Krefeld stammt und auch dort wohnt. „Die Erwartungen des Marktes lagen im Bereich von 135 Dollar pro Aktie.“
Die Wahrheit an der Börse sieht derzeit allerdings anders aus. Die Monsanto-Aktie kostet seit Wochen etwa 102 Dollar, liegt also sehr deutlich unter jenen 128 Dollar, die Bayer zu zahlen bereit ist. Der Grund: Viele Anleger vermuten, dass die Kartellbehörden die erforderlichen Genehmigungen verweigern. In mehr als 30 Ländern stehen Prüfungen an. Bis Ende 2017 soll das Thema durch sein. Sollte der Zusammenschluss scheitern, müsste Bayer an Monsanto eine Entschädigung von zwei Milliarden Dollar zahlen. Für den deutschen Konzern und seinen Chef wäre das ein Desaster.
Auch den Bayer-Aktionären bereitet das Monsanto-Thema wenig Freude. Als die Übernahme-Pläne im Mai bekannt wurden, fiel der Kurs binnen Wochen von 110 auf 84 Euro zurück. Zwischenzeitlich erholten sich die Papiere. Gestern ging es erneut bis auf unter 90 Euro abwärts.
Nicht wenige Investoren sorgen sich um das Image von Bayer, denn der Ruf von Monsanto ist denkbar schlecht. Als Vorreiter in Sachen Genpflanzen und Hersteller des Unkrautvernichters Glyphosat wird die Firma weltweit angefeindet. Kritiker werfen dem Unternehmen mit Sitz in St. Louis/Missouri vor, Bauern unfair zu behandeln und mit aller Macht Gentechnik im Essen durchsetzen zu wollen.
Anhänger der Übernahme betonen dagegen, dass Bayer mit Monsanto Weltmarktführer bei Pflanzenschutz und Saatgut (Agrarchemie) wäre. In Kombination mit den klassischen Mitteln zur Unkraut-, Pilz- und Schädlingsbekämpfung hätte der Konzern alles im Angebot. Angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung bei konstanter Anbaufläche gilt die Agrarchemie langfristig als überaus lukrative Schlüsselbranche.
Dass Bayer gestern glänzende Zahlen vorlegen konnte, verdanken die Leverkusener allerdings vor allem dem Pharmageschäft. Treiber des Wachstums sind insbesondere neue Medikamente. Bis Ende September hatte der Konzern bei 34,9 Milliarden Euro Umsatz einen Nettogewinn von 4,1 Milliarden Euro eingefahren und damit fast das Ergebnis des gesamten Geschäftsjahres 2015 erreicht.