BBC: Der BP-Chef Hayward tritt zurück

Personalie: Nachfolger für den glücklosen Boss soll der Amerikaner Bob Dudley werden.

London. Der für sein Krisenmanagement bei der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko heftig kritisierte BP-Chef Tony Hayward nimmt nach nach Informationen des britischen Senders BBC seinen Hut. Der 53-Jährige habe mit BP bereits die Bedingungen für seinen Weggang ausgehandelt, eine offizielle Erklärung zu seinen Rücktritt solle es innerhalb von 24Stunden geben, berichtete die BBC gestern unter Berufung auf Unternehmenskreise.

Als Haywards Nachfolger wird der US-Amerikaner Bob Dudley gehandelt. Er hatte von Hayward vor einiger Zeit bereits die operative Leitung bei der Eindämmung der Ölpest übernommen. Ein BP-Sprecher wollte den BBC-Bericht weder bestätigen noch dementieren - das heißt, er stimmt.

Der Vorstandschef, der seine Karriere bei BP vor 28 Jahren begonnen hatte, war in der Öffentlichkeit mehrfach für die Pannenserie um die Ölpest und ein mangelndes Krisenmanagement gerügt worden. Beißende Kritik zog er auf sich, nachdem er mit dem Ausspruch zitiert wurde, er wolle einfach nur sein Leben wieder haben, und als er wenig später mit seiner Segelyacht "Bob" an einer Regatta im Ärmelkanal teilnahm.

Der Aufsichtsrat des Energiekonzerns trifft sich am Montag, um über einen Verbleib Haywards abzustimmen. Dabei solle lediglich Haywards Entscheidung abgesegnet werden, sagte der BP-Sprecher. Am Wochenende wurde britischen Medienberichten zufolge über eine Abfindung verhandelt. Hayward wolle seinen Rückzug morgen bekanntgeben, schrieb die Zeitung "The Independent". Sein Gehalt betrug im vergangenen Jahr 3,1 Millionen Pfund (3,7 Millionen Euro).

Am Dienstag legt der Londoner Konzern die Geschäftszahlen für das erste Halbjahr 2010 vor. Analysten erwarten, dass BP trotz der Ölpest in dieser Zeitspanne zehn Milliarden Dollar (7,7 Mlliarden Euro) Gewinn gemacht hat. Gleichzeitig erwarten Branchenexperten, dass BP in seiner Bilanz bis zu 30 Milliarden Dollar beiseite legt, um bei der Ölpest genug Geld für Reparaturkosten, Schadensersatzforderungen und Strafen zu haben. Daher dürfte sich im zweiten Quartal unter dem Strich ein Verlust anhäufen.

Am Wochenende wurden auch neue Details zur Ölkatastrophe bekannt. Den jüngsten Vorwurf gegen BP erhebt ein Techniker, der sich bei der Explosion auf der "Deepwater Horizon" nur durch einen Sprung ins Wasser retten konnte. "Sie wollten nicht, dass die Leute um drei Uhr nachts durch Fehlalarm geweckt werden", sagt Mike Williams. Deshalb sei das Sirenen-Signal in der Unglücksnacht nicht aktiviert gewesen. Elf Menschen kamen bei dem Unfall ums Leben. Und - in wenigen Wochen will BP im Mittelmeer mit Tiefseebohrungen vor der Küste Libyens starten. dpa