BDA-Präsident Hundt geht - Nachfolger soll Ingo Kramer werden
Berlin (dpa) - 17 Jahre BDA-Präsident - eine lange Zeit für Dieter Hundt. Nachfolger Kramer hat viel zu tun - Tarifeinheit, Mindestlohn, Fachkräftemangel.
Arbeitgeber-Präsident Dieter Hundt gibt das Amt nach 17 Jahren ab. Nachfolger soll der Bremerhavener Unternehmer und derzeitige BDA-Vizepräsident Ingo Kramer werden. Dies bestätigte ein Sprecher der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) am Dienstag in Berlin. Hundt, der am 30. September 75 wird, wolle Kramer am kommenden Montag - im Einvernehmen mit den acht Vizepräsidenten - dem Vorstand als Nachfolger vorschlagen.
Hundt hatte - nach anhaltender Kritik - fast zeitgleich auch das Amt des Aufsichtsratschefs des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Am Montag hatte er dann auch dem BDA-Präsidium angekündigt, bei der Wahl am 18. November nicht mehr kandidieren zu wollen, und bereits den Nachfolger präsentiert.
Der 60-jährige Kramer ist Präsident des Arbeitgeberverbands Nordmetall und BDA-Vizepräsident. Er leitet eine Firmengruppe, die Anlagen für Industrie und Schiffbau fertigt. Laut Stiftung der Deutschen Wirtschaft saß der studierte Wirtschaftsingenieur von 1987 bis 1992 als Fraktionsvorsitzender der FDP in der Bremerhavener Stadtverordnetenversammlung.
Auf den künftigen BDA-Präsidenten Kramer kommen schwierige Aufgaben zu - intern wie extern. Seit langem gibt es Forderungen, dass die großen Wirtschaftsverbände und gerade die BDA eine Struktur- und Organisationsreform angehen sollten. Zudem ist der Einfluss der Verbände auf die Politik in den vergangenen Jahrzehnten erheblich geschrumpft.
In seiner Funktion als Tarifpartner der Gewerkschaften muss sich der Arbeitgeberverband mit Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt auseinandersetzen. Anders als zu Zeiten der Agenda 2010 von SPD-Kanzler Gerhard Schröder geht es heute nicht mehr so sehr um die hohe Zahl der Arbeitslosen als vielmehr um die Zuwanderung von Fachkräften.
Nach der Bundestagswahl im September dürfte je nach Ausgang das Thema Mindestlohn wieder hochkommen. In den Tarifauseinandersetzungen gefährden kleinere Spartengewerkschaften mit erheblichen Auswirkungen etwa im Gesundheitswesen oder auf den Luft- oder Schienenverkehr die Tarifeinheit. Eine schlüssige Antwort darauf haben weder Politik noch Arbeitgeber noch die führenden Einzelgewerkschaften bislang gefunden.