Bei Opel ziehen dunkle Wolken auf
Die Amerikaner fordern endlich Gewinne — und denken an neue Sparprogramme.
Rüsselsheim/Detroit. Das Opel-Drama geht weiter. Der deutsche Autobauer verbrennt weiter Millionen. Während der US-Mutterkonzern General Motors (GM) dank starker Verkäufe auf dem Heimatmarkt im vergangenen Jahr so viel verdient hat wie noch nie, sieht die Lage bei der deutschen Tochter anhaltend trübe aus.
Insgesamt verlor GM mit seinem Europageschäft — das in erster Linie aus Opel und der britischen Schwestermarke Vauxhall besteht — operativ 747 Millionen Dollar (573 Millionen Euro). Immerhin sank der Verlust gegenüber den zwei Milliarden Dollar von 2010. Nach dem ursprünglichen Plan hätte Opel die Verluste allerdings weitaus stärker eingrenzen sollen. Opel-Chef Stracke sagt: „Es besteht kein Zweifel, dass wir uns noch deutlich weiter steigern müssen.“
Für Europa und die zweite Problemregion Südamerika deutete GM-Konzernchef Dan Akerson weitere Einschnitte an: Die Schwelle, bei der Gewinn gemacht werden könne, müsse sinken. Finanzchef Dan Ammann schlug in die gleiche Kerbe: „Hinter den Kulissen arbeiten wir hart, um überall in unserer Organisation Komplexität und Kosten zu reduzieren — mit dem Ziel, die Margen in allen Regionen zu verbessern und um Europa und Südamerika wieder profitabel zu machen.“
Seit geraumer Zeit verhandelt die Konzernführung mit dem Betriebsrat über ein weiteres Sparpaket. Zu Details wollte sich die GM-Führung nicht äußern. Jüngst war sogar über das Aus für das Werk in Bochum spekuliert worden. In Bochum sind etwa 3200 Menschen direkt bei Opel und 1000 weitere bei Partner- und Tochterfirmen beschäftigt.
Im Heimatmarkt Deutschland verliert Opel immer weiter an Boden. Nach Daten des Kraftfahrtbundesamtes schrumpfte der Marktanteil binnen zehn Jahren von rund zwölf Prozent auf acht Prozent im vergangenen Jahr. Damit rangiert Opel hinter BMW/Mini, Mercedes-Benz und meilenweit hinter VW (22 Prozent). Im Januar ging Opels Marktanteil noch weiter auf 6,5 Prozent zurück.
Auf dem GM-Management lastet ein enormer Druck seitens der Aktionäre, die Probleme in Europa in den Griff zu bekommen. Auch der Staat hält noch große Anteile, nachdem er den Konzern 2009 vor der Pleite gerettet hatte. GM hat in Europa nur ein einziges Mal schwarze Zahlen geschrieben — und zwar 2006, nachdem zuvor 9500 Stellen gestrichen worden waren.
„Das ist eine alte Macke von Opel-GM: Es wird immer nur ein bisschen saniert, aber nie genug. So ist man immer der Entwicklung hinterhergelaufen“, analysiert Autoexperte Stefan Bratzel.