Bei Saab wird es eng: Kein Geld mehr für Löhne

Stockholm (dpa) - Der angeschlagene Autohersteller Saab hat kein Geld mehr für Löhne und Gehälter. Nach dieser Mitteilung an die Beschäftigten von Donnerstag steht das schwedische Traditionsunternehmen jetzt möglicherweise vor einem Insolvenzantrag.

Am Vorabend waren Verhandlungen mit 800 Zulieferern über eine Stundung von Schulden des Autobauers gescheitert. Auf schnelle Hilfe der Regierung kann das Unternehmen nicht hoffen. Der Konzern teilte seinen Mitarbeitern per Mail mit, dass die fälligen Juni-Entgelte nicht ausgezahlt werden können.

Der Sprecher der Metall-Gewerkschaft, Veli-Pekka Säikkälä schloss im Rundfunksender SR einen möglichen Insolvenzantrag nicht aus, wenn die einwöchige Mahnfrist für die fälligen Zahlungen abgelaufen ist: „Das wäre ein Weg. Wir hoffen, dass es nicht soweit kommt.“ Auf der Internetseite von IF Metall erklärte er: „Man soll die Hoffnung nie aufgeben, aber im Moment sieht es äußerst düster aus.“

Schwedens Regierung schloss schnelle Hilfe zur Behebung der akuten Krise aus. Wirtschaftsministerin Maud Olofsson sagte dazu in Stockholm: „Saab hat hier die Verantwortung und muss selbst finanzielle Lösungen finden.“

Unternehmenssprecherin Gunilla Gustavs nannte die Lage „bedauerlich und traurig“. Sie sagte der Nachrichtenagentur dpa weiter: „Uns ist erst gestern sehr spät klar geworden, dass wir nicht die Mittel für Löhne und Gehälter haben.“ Zu einem möglicherweise bevorstehenden Insolvenzantrag erklärte sie: „An dem Punkt sind wir noch nicht.“ Man kämpfe weiter um eine kurzfristige Lösung.

Einen Insolvenzantrag noch vor dem Wochenende schloss das zuständige Gericht in Vänersborg aus: Es hat wegen des schwedischen Mittsommerfestes geschlossen. Die Produktion im westschwedischen Trollhättan mit insgesamt 3700 Beschäftigten steht seit mehreren Wochen mit kurzen Ausnahmen still.

Der niederländische Saab-Eigner Swedish Automobile (früher Spyker Cars) will das langfristige Überleben des Unternehmens mit Kapital des chinesischen Autoherstellers Zheijang Youngman Lotus und des Autogroßhändlers Pang Da sichern. Beide haben zusammen 245 Millionen Euro als neue Teileigner zugesagt, dazu aber bisher nur eine Absichtserklärung unterzeichnet.

Bemühungen um kurzfristige Gelder durch Verkauf der Saab-Anlage sind bisher erfolglos geblieben. Saab-Chef Victor Muller wollte mit dem eingenommenen Geld die Produktion wieder in Gang bringen und die Anlage leasen.

Bei dem Hersteller von Autos für gehobene Ansprüche sind im ersten Quartal nur 10 000 Wagen und im zweiten fast keine mehr vom Band gerollt. Auch vor dem Verkauf durch den US-Konzern General Motors an den jetzigen niederländischen Eigner 2010 hatte Saab mit jährlichen Produktionszahlen um 100 000 zu den kleinsten Serien- Herstellern Europas gehört und fast jedes Jahr Verluste eingefahren.