"Beipackzettel": Wenig Hilfe für Anleger
Beipackzettel zu Geschlossenen Fonds informieren die Verbraucher nicht ausreichend.
Berlin. Hotels, Schiffe oder Solarparks: Für viele Projekte sammeln Fonds das Geld ein. Anlegern sollte ein neuer „Beipackzettel“ die Übersicht über die Risiken dieser Geldanlagen erleichtern. Seit Juni 2012 müssen Anbieter Geschlossener Fonds daher diese Kurzinformationen vorlegen. Doch oft seien die Anleger damit genauso schlau wie vorher, monieren Verbraucherschützer.
2012 investierten diese Fonds laut Branchenverband VGF 7,38 Milliarden Euro — etwa in Immobilien, Schiffe, Flugzeuge, erneuerbare Energien oder Infrastrukturprojekte. Private Anleger steuerten 3,14 Milliarden Euro bei. Kleinkunden können sich an Großprojekten beteiligen. 2012 investierten sie im Schnitt 25 353 Euro.
Der Markt unterlag lange — außer einer Prospekthaftung — keiner wirklichen staatlichen Kontrolle. Als teilregulierte Anlagemodelle gehörten Geschlossene Fonds daher auch zum „Grauen Kapitalmarkt“. Die Finanzaufsicht Bafin prüft seit 2005 Verkaufsprospekte, von Juli 2013 an unterliegen Fonds einer einheitlichen Regulierung.
Neben dem ausführlichen Verkaufsprospekt müssen Anbieter auch ein Vermögensanlagen-Informationsblatt erstellen. Kunden sollen die Art der Anlage, die Anlagestrategie, Risiken und Kosten einschätzen können. Es soll auch den Hinweis enthalten, dass dieses Blatt nicht von der Aufsicht geprüft wird und der Anleger den gesamten Verkaufsprospekt lesen sollte, bevor er sein Geld investiert.
Oft seien die Risiken von Vermögensanlagen — in der Mehrzahl Geschlossene Fonds — nur vage beschrieben, vieles bleibe allgemein oder versinke in juristischen Floskeln, kritisiert Studienleiter Stephan Kühlenz von der Stiftung Warentest. „Wenn bereits die Kurzinformation mangelhaft ist, wird es um die Qualität der angebotenen Produkte kaum besserstehen“, argwöhnt die Anlageexpertin der Verbraucherzentralen, Dorothea Mohn.
Anders als Aktien- oder Rentenfonds dürfte nur ein kleiner Teil der Deutschen diese Vermögensanlagen besitzen. Knapp 195 Milliarden Euro stecken nach Branchenangaben in Geschlossenen Fonds — bei einem von der Bundesbank ermittelten Geldvermögen von mehr als 4939 Milliarden Euro. „Wir reden über ein Produkt für Vermögende“, erklärt VGF-Hauptgeschäftsführer Eric Romba. Dorothea Mohn meint, für 99 Prozent der Anleger seien Geschlossene Fonds ungeeignet, weil ein Totalverlust möglich sei.
„Kaufen Sie nichts, was sie nicht verstanden haben“, wiederholt Studienleiter Kühlenz eine einfache und doch oft vergessene Empfehlung. Die Informationsblätter ersparen es dem Anleger nicht, den Verkaufsprospekt zu lesen: „Rechtlich gesehen ist allein der Prospekt die Grundlage für die Anlageentscheidung“, sagt Romba.