Deutsche lieben ihr Bargeld

Kunden zahlen an der Kasse noch selten mit der Karte. Doch Münzen und Scheine verursachen auch Kosten.

Frankfurt. „Bargeld kostet nichts“ — die Antwort der Passantin bei einer Umfrage dürfte kein Einzelfall sein. Viele Deutsche sind überzeugt, dass Schein und Münzen sie nichts kosten. Kreditkartenanbieter mühen sich, Plastikgeld über technische Neuerungen attraktiver zu machen. Doch an der Kasse wird in Deutschland meist mit Bargeld bezahlt. Daran dürfte auch eine Studie — finanziert von der Kreditkartenfirma Mastercard — so schnell nichts ändern — trotz ihrer Botschaft, dass Bargeld jährlich Milliardenkosten verursacht.

Das in Deutschland beliebte Bargeld kostet die Bundesbürger einer Studie zufolge Jahr für Jahr Milliarden. Insgesamt müssten Handel, Banken und Verbraucher pro Jahr 12,5 Milliarden Euro für die Versorgung mit Scheinen und Münzen aufwenden. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie der Steinbeis-Hochschule Berlin, die auf Einladung von Mastercard in Frankfurt vorgestellt wurde. Mastercard betonte, das Unternehmen habe weder an der Studie mitgewirkt noch Einfluss auf die Ergebnisse genommen.

Die volkswirtschaftlichen Kosten — also abzüglich von Erträgen der Bundesbank für die Bereitstellung von Banknoten — lägen bei gut acht Milliarden Euro, so Studienautor Jens Kleine. Im Schnitt koste das Bargeldsystem 150 Euro pro Bundesbürger.

Die Studienautoren berücksichtigten Kosten für Transport, Bereitstellung von Bargeld an Kassen und in Geldautomaten ebenso wie entgangene Zinsgewinne für Verbraucher, die ihr Bargeld lieber im Portemonnaie als auf der Bank haben. Die Analyse zeige, „dass Bargeld bei weitem nicht immer das kostengünstigste Zahlungsmittel“ sei, heißt es in der Studie: „So liegen die volkswirtschaftlichen Gesamtkosten des kartenbasierten Zahlungsverkehrssystems bei 800 Millionen Euro und damit unter denen des Bargeldsystems.“

Bargeld sei volkswirtschaftlich nur für Beträge unter 6,20 Euro günstiger als Kartenzahlung, erläuterte Kleine: „Volkswirtschaftlich ist es besser, eine geringere Bargeldquote zu haben.“

Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele sagte: „Die Bundesbank kann die genannten Zahlen weder bestätigen noch nachvollziehen. Es gibt für Deutschland derzeit keine belastbaren Kostendaten.“ Die Notenbank habe eine eigene Studie in Auftrag gegeben, die noch nicht abgeschlossen sei.