Benzinpreise: Das Ende der Preissprünge?

Die neue Transparenzstelle für Benzinpreise soll den Markt künftig beruhigen.

Bonn. Die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe geht an den Start. Die Hoffnung auf niedrige Benzinpreise dürfte sich kaum erfüllen.

In Zeiten stark steigender Benzinpreise und neuer Preisrekorde an den Tankstellen entflammt regelmäßig eine öffentliche Diskussion um die Marktmacht der Mineralölkonzerne. Medien und Politiker fordern dann oft schärfere kartellrechtliche oder politische Maßnahmen, die steuernd oder regulierend in den Markt eingreifen. Umgesetzt werden konnte nichts, weil die Konzerne nicht gegen Kartellrecht verstoßen. Mit der Transparenzstelle für Kraftstoffe soll die Position des Verbrauchers gestärkt werden.

Die mehr als 14 000 Tankstellen in Deutschland sollen ihre aktuellen Preise unverzüglich an die Markttransparenzstelle übermitteln. Von dort gehen sie an Verbraucher-Informationsdienste wie zum Beispiel spezialisierte Internet-Portale oder Verbraucherorganisationen. Und der Autofahrer kann die Preise über Internet-Seiten, Smartphone-Apps oder sein Navigationsgerät abrufen.

Die Anbieter der Apps, die bislang auf dem Markt sind, mussten sich die Daten mühsam von den Seiten der Tankstellenkonzerne zusammensuchen oder sich von Autofahrern melden lassen. Bei mehreren Preisänderungen pro Tag und Tankstelle konnten die Daten nicht immer aktuell und zuverlässig gehalten werden. Die Datenqualität wird sich wesentlich verbessern.

Zunächst einmal ist abzuwarten, wie viele Autofahrer überhaupt eine Benzinpreis-App nutzen und die Preise vergleichen werden. Bislang haben derartige Portale täglich einige 100 000 Besucher — bei mehr als 43 Millionen Autos in Deutschland.

Da streiten die Gelehrten. Es gibt keine Erfahrungen aus ähnlichen Fällen. Kritiker glauben, dass die Benzinpreise nun sogar steigen könnten, weil auch die Mineralölkonzerne und Tankstellen über volle Transparenz verfügen und die Preise ihrer Konkurrenz ohne Zeitverzug kennen. Dadurch könnten sie ihre Preise lokal optimieren und maximale Margen erlösen.

Viele Autofahrer ärgern sich vor allem über die häufigen Preissprünge, das hektische Auf und Ab. Möglicherweise könnte sich das beruhigen. Die Gewinne an der Tankstelle aus dem Benzinverkauf sind nicht hoch, nach den Angaben der Branche ein bis zwei Cent je Liter.