Berliner Flughafen: Das Rätseln um die Kosten

Der Berliner Pannen-Flughafen soll eine weitere Milliarde Euro verschlingen.

Berlin. Noch eine Milliarde bis zum ersten Abflug? Auch eineinhalb Jahre nach der spektakulär geplatzten Eröffnung des Prestigebaus steht bei den Kosten nur eines fest: Genaues weiß man nicht.

Nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung wird das Milliardenprojekt nun noch einmal um 1,1 Milliarden Euro teurer. Das Blatt beruft sich auf Berechnungen des Projektsteuerers WSP. Experten aus dem Umfeld des Projekts halten die genannte Größenordnung für realistisch.

Sie geben zu bedenken, dass die bisher offiziell genannte Kostensumme von 4,3 Milliarden Euro für den Fall galt, dass der Flughafen am 27. Oktober 2013 öffnet. Dieser Termin wurde wegen großer Probleme mit dem Brandschutz im Januar abgesagt.

Die Flughafengesellschaft und die Mitglieder des Aufsichtsrates wollten die Summe weder bestätigen noch dementieren. „Wir können in keinster Weise sagen, wie viele Mehrkosten wir momentan haben“, sagt Verkehrsstaatssekretär Rainer Bomba (CDU).

Das Problem des Aufsichtsrats: Erst wenn der Flughafen fertig ist und alle Arbeiten erledigt sind, weiß er, welche Rechnungen noch ausstehen. Und erst wenn der Eröffnungstermin feststeht, lässt sich kalkulieren, wie lange das Terminal gereinigt, bewacht und gewartet werden muss, ohne dass gleichzeitig Geld hereinkommt.

Der Grünen-Abgeordnete Andreas Otto kritisierte im Vorfeld die mangelnde Kontrolle des Milliardenprojekts durch Bomba und die übrigen politischen Vertreter, darunter der Berliner Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Diese hätten das Vorhaben viel stärker beaufsichtigen müssen.

Dass der Aufsichtsrat die Zügel nicht anzog, belegt aus Ottos Sicht ein Gutachten, das der Untersuchungsausschuss in der vergangenen Woche mit Polizeihilfe bei Flughafen-Architekt Meinhard von Gerkan sicherstellte. Es macht deutlich, dass die Architekten in der Bauphase zwar zahlreiche Änderungswünsche erhielten, aber kaum mehr Zeit.

Anfang des Jahres will der Aufsichtsrat einen neuen Eröffnungstermin und die Gesamtrechnung präsentieren. Das wird auch Brüssel aufmerksam beobachten. Sollte der Staat weiteres Geld nachschießen wollen, braucht er dafür nämlich die Genehmigung der EU-Kommission.