Berliner Flughafen trennt sich von Sprecher Abbou
Schönefeld/Berlin (dpa) - Der Berliner Flughafenchef Karsten Mühlenfeld hat sich nach nur kurzer Zeit von seinem Pressesprecher Daniel Abbou getrennt. Anlass ist einer Interview Abbous mit der Fachzeitschrift „PR Magazin“.
Darin äußerte sich der 45-Jährige kritisch über die Rolle von Politikern und früheren Managern des noch immer nicht eröffneten neuen Hauptstadtflughafens (BER). Außerdem ließ er Zweifel an den kommunikativen Fähigkeiten Mühlenfelds durchblicken.
„Das Interview von Herrn Abbou mit dem PR Magazin ist nicht mit der Geschäftsführung abgestimmt. Herr Abbou ist freigestellt“, teilt Mühlenfeld mit. Zuvor hatten die „Berliner Morgenpost“ und der „Tagesspiegel“ über die Beurlaubung berichtet. Abbou hatte das Amt des Pressechefs am Flughafen erst am 1. Januar übernommen. Grüne und FDP bedauerten den Weggang des Sprechers.
Abbou hatte in dem Gespräch um Offenheit mit Versäumnissen beim Bau des neuen Flughafens in Schönefeld geworben. „Dazu hat die alte Flughafencrew zu viel verbockt, dafür sind zu viele Milliarden in den Sand gesetzt worden. (...) Das, was man machen kann, ist, Transparenz herzustellen.“
Im Zusammenhang mit einem Konflikt über einen Bericht des Brandenburger Landesrechnungshofs bescheinigte Abbou seinem Chef Mühlenfeld, ihm fehle die „politische Denke“ - „das muss man ganz schnell lernen“. „Mein Ziel ist, Mühlenfeld nach vorn zu bringen und ihn kommunikativ besser zu verkaufen“, sagte er an anderer Stelle in dem Interview.
Abbou äußerte sich auch zur geplanten Eröffnung des Flughafens in der zweiten Jahreshälfte 2017. Sie war mehrmals verschoben worden. „Mein Technikchef hält weiter daran fest, dass es eine Chance gibt, 2017 einzuhalten. Und wenn er das glaubt und mir das auch kommuniziert, dann ist es so.“ Aber „kein Politiker, kein Flughafendirektor und kein Mensch, der nicht medikamentenabhängig ist, gibt Ihnen feste Garantien für diesen Flughafen“, fügte der Sprecher hinzu.
Der Obmann der Grünen im Berliner BER-Untersuchungsausschuss, Andreas Otto, nannte es „unverständlich, dass Offenheit und Transparenz abgestraft werden“. Der Berliner FDP-Generalsekretär Sebastian Czaja sagte: „Endlich hat mal einer ehrlich ausgesprochen, was alle denken und die meisten wissen.“ Die Flughafenführung habe dünnhäutig reagiert und so bewiesen, dass die Eröffnung wohl noch einmal verschoben werden muss.
Der drittgrößte deutsche Flughafen sollte eigentlich 2011 in Betrieb gehen. Wegen Planungsfehlern, Baupfusch und Technikproblemen wurde der Start aber schon vier Mal verschoben. Die Kosten stiegen einschließlich Erweiterungen seit dem ersten Spatenstich von 2 auf 5,4 Milliarden Euro.