Bernanke: Abwertungswettlauf schadet allen

Frankfurt/Main (dpa) - US-Notenbankchef Ben Bernanke hat vor den globalen Folgen eines Währungskrieges gewarnt. Einige Länder hätten ihre Währungen künstlich geschwächt, weil sie sich davon langfristig ein exportgetragenes Wachstum versprechen.

Das sagte Bernanke bei einer Konferenz der Europäischen Zentralbank (EZB) am Freitag in Frankfurt. „Mit der Zeit sieht man jedoch immer mehr, dass diese Strategie der Unterbewertung entscheidende Schwächen hat, sowohl für die jeweiligen Länder als auch für das globale Wirtschaftssystem.“

Langfristig seien diese Ungleichgewichte in den Leistungsbilanzen nicht tragbar. Ein starkes Wachstum der Schwellenländer hänge letztendlich immer auch von einer Konjunkturerholung in den entwickelten Volkswirtschaften ab, warnte der Chef der US-Notenbank Federal Reserve: „Das Wachstum der zwei Geschwindigkeiten könnte sehr gut dadurch gestoppt werden, dass am Ende alle gleich langsam wachsen.“

Wegen der ultra-lockeren Geldpolitik der Fed war zuletzt auch den USA vorgeworfen worden, den Dollar-Kurs künstlich senken zu wollen, um der schwächelnden US-Konjunktur Schwung zu verleihen. Bernanke betonte jedoch, dass die Kursverluste im Sommer zum Teil nur eine Reaktion auf die Aufwertungen im Zuge der Euro-Staatsschuldenkrise im Frühling gewesen seien. „Die Rolle des Dollar als sicherer Hafen in Krisenzeiten liegt in nicht geringem Umfang an der Stärke und Stabilität, die die US-Wirtschaft auszeichnen“, sagte Bernanke.

EZB-Präsident Jean-Claude Trichet unterstrich erneut die Bedeutung eines glaubhaft starken Dollar. Das Vertrauen der Wirtschaftsakteure in Zentralbanken und Regierungen sei auch in Europa eine Grundvoraussetzung für eine solide Erholung: „Glaubwürdigkeit bedeutet für Regierungen, dass sie die Kreditwürdigkeit ihres Landes erhalten oder zurückgewinnen. Dafür müssen sie ihre Haushalte in Ordnung bringen und damit zu einem langfristig tragbaren Wachstum beitragen.“ Die aktuelle Lage sei sehr kritisch.

Bernanke warf „einigen Schwellenländern“ vor, an den Devisenmärkten eine Aufwertung ihrer Währung zu verhindern. Darunter leide vor allem die Wettbewerbsfähigkeit anderer Schwellenländer, die sich vor allem auf die Kräfte der Märkte verlassen hätten. Der US- Notenbankchef glaubt in naher Zukunft nicht an ein gemeinsames globales System mit flexiblen Wechselkursen. Das sei nicht für alle Länder machbar.

Bei seiner Hoffnung auf ein Abflauen des Abwertungswettlaufs baut der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss- Kahn, auch auf China. „Wir erkennen an, dass Länder wie China immer größere Spieler werden. Deshalb müssen sie auch mehr Verantwortung übernehmen.“ Er sei überzeugt, dass China bereits verstanden habe, dass es auch im eigenen Interesse ist, sich zu bewegen, um die globalen Ungleichgewichte zu überwinden.

Bernanke nutzte den Auftritt am Finanzplatz Frankfurt auch, um die umstrittene extrem lockere Geldpolitik der Fed erneut zu verteidigen. Angesichts der enttäuschend langsamen Erholung der Konjunktur und der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit habe die US-Notenbank die Notwendigkeit gesehen, einzugreifen. Sie habe die zusätzlichen Anleihenkäufe über 600 Milliarden Euro beschlossen, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und die Inflation auf das gewünschte Niveau zu lenken. Schon die Ankündigung des Programms habe die Märkte merklich beruhigt, betonte Bernanke: „Daraus schließen wir, dass diese Politik den Aufschwung effektiv unterstützten kann.“

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) hatte sich angesichts der aggressiven Geldpolitik der USA besorgt gezeigt. Er habe Zweifel, dass das Gelddrucken der US-Notenbank die Konjunktur ankurbeln werde, hatte er Anfang November gesagt: „Es reicht nicht, allein das Wasser hinzustellen. Die Pferde müssen auch saufen.“

Die größte Volkswirtschaft der Welt war im dritten Quartal aufs Jahr gerechnet nur um 2 Prozent gewachsen. Die Arbeitslosenquote stagniert seit Mitte 2009 knapp unter zehn Prozent, nachdem sie vor der Krise lange bei etwa fünf Prozent lag.