Drogeriekette Schlecker leitet Generationswechsel ein

Ehingen (dpa) - Die Drogeriekette Schlecker leitet den Generationswechsel an der Unternehmensspitze ein. Firmengründer Anton Schlecker habe seinen Kindern Lars (39) und Meike (37) die Verantwortung für den Außenauftritt des Unternehmens übertragen, sagte ein Sprecher am Freitag in Ehingen.

Er bestätigte damit einen Bericht des „Manager Magazins“. Offiziell bleibt der 66-jährige Anton Schlecker zwar Alleineigentümer. Seine Kinder sind aber bereits die treibenden Kräfte bei der Neuausrichtung der Drogeriemarktkette. In den nächsten eineinhalb Jahren wollen sie 230 Millionen Euro investieren, um das Erscheinungsbild der Geschäfte moderner zu gestalten und den Markenauftritt aufzufrischen.

Schlecker ist mit rund 7,2 Milliarden Euro Umsatz im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben Marktführer unter den europäischen Drogeriemärkten. Allerdings gingen die Erlöse seit 2004 beständig zurück, räumte Anton Schlecker zu Jahresbeginn selbst ein. Auch wenn das Unternehmen selbst keine Zahlen zum Erfolg oder Misserfolg veröffentlich, wird in der Branche seit Jahren über steigende Verluste spekuliert.

Das „Manager Magazin“ schrieb nun ohne Angabe von Quellen von 50 Millionen Euro Verlust im Jahr 2007 und 90 Millionen Euro Verlust im Jahr 2009. Ähnliche Zahlen sind öfters in der Branche zu vernehmen. Aus dem Unternehmen hört man lediglich, der Verlust sei nicht ganz so hoch gewesen sei.

Um diese Entwicklung zu drehen, treiben Lars und Meike Schlecker nun ein Investitionsprogramm voran. Anton Schlecker soll zuletzt kaum Geld in die Modernisierung seiner Filialen gesteckt haben. Während Konkurrenten wie dm oder Rossmann ihre Geschäfte großzügig und hell gestaltet haben, sind die weit mehr als 10 000 Schlecker-Filialen größtenteils klein. Zudem gelten sie als unübersichtlich und schlecht beleuchtet.

An diesem Punkt wollen die beiden Kinder des Firmengründers nun ansetzen. Das neue Einkaufskonzept solle dafür sorgen, dass sich der Kunde wohlfühle: „Mit viel Licht, breiten Gängen und freundlichen Farben“, heißt es in einer Schlecker-Mitteilung. In der Branche gilt dieser Schritt als längst überfällig, denn im Prinzip ziehe Schlecker durch diesen Schritt nur mit der Konkurrenz gleich. Selbst Lars Schlecker räumte im Interview des „Manager Magazins“ ein: „Klar, es hätte auch früher passieren können. Aber es kommt definitiv nicht zu spät.“

Von einem Stabwechsel in der Unternehmensführung wollen die Kinder von Anton Schlecker allerdings nichts wissen. „Es ist kein Wechsel und kein Rückzug der Eltern“, sagte Lars Schlecker. „Wir entscheiden immer gemeinsam als Familie.“ Die beiden Kinder bilden schon länger gemeinsam mit ihren Eltern die Geschäftsführung. Öffentlich trat aber - wenn überhaupt - nur der medienscheue Senior in Erscheinung.

Im nächsten Jahr will Schlecker noch die Konsolidierung seines Filialnetzes vorantreiben und unprofitable Geschäfte schließen. Welche Auswirkungen das für die Beschäftigten haben wird, wollte ein Sprecher nicht sagen. Selbst zu der immer wieder genannten Zahl von rund 50 000 Beschäftigten äußert sich das Unternehmen nicht. In nächster Zeit werde man allerdings nach und nach stärker mit solchen Angaben an die Öffentlichkeit gehen, kündigten Lars und Meike Schlecker an. Dazu passt, dass sie erstmals einen Ausblick auf die Geschäftsentwicklung geben: Für 2012 stellen sie zum ersten Mal seit Jahren wieder ein Wachstum in Aussicht.