Beteiligung an Stromtrassen für Bürger wenig attraktiv
Bayreuth/Husum (dpa) - Nur wenige betroffene Bürger können und wollen sich an den Kosten und Erträgen von Stromleitungen beteiligen. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Netzbetreibers Tennet nach dem ersten Versuch bei der Westküsten-Stromleitung in Schleswig-Holstein.
Bei einer Umfrage erklärte demnach nahezu die Hälfte der befragten Anwohner und Grundstückseigentümer, ihnen fehle das notwendige Kapital zum Erwerb von Anleihen, teilte Tennet am Dienstag in Bayreuth mit. 39 Prozent fanden die angebotene Beteiligung „nicht interessant“, rund ein Viertel fand das Produkt zu kompliziert. Mehr als jeder Vierte gab an, grundsätzlich kein Interesse an derartigen Investments zu haben.
Tennet hatte den Anliegern der geplanten Stromleitung eine Anleihe angeboten, die mit fünf Prozent verzinst werden sollte. Insgesamt zeichneten 142 Haushalte die Anleihe und investierten 833 000 Euro. Dieses Ergebnis blieb deutlich unter den Erwartungen, nachdem sich auch prominente Politiker auf Landes- und Bundesebene für die Anleihe stark gemacht hatten. Sie wollten so die Akzeptanz bei den Bürgern für derartige Projekte stärken. Tennet hatte rund 160 000 Haushalte angeschrieben.
„Insgesamt lassen die Umfrageergebnisse den Schluss zu, dass eine finanzielle Beteiligungsmöglichkeit von den Bürgern zwar grundsätzlich begrüßt wird, für viele tatsächlich aber nicht in Frage kommt“, heißt es in der Auswertung. Die Zustimmung zur Anleihe habe nochmals abgenommen, nachdem Finanzexperten und Verbraucherverbände vom Kauf abgeraten hatten, weil das Produkt zu komplex, riskant und für Kleinanleger ungeeignet sei. Dennoch könne eine finanzielle Beteiligung in Verbindung mit Bürgerdialog und Genehmigungsverfahren ein zusätzlicher Weg sein, die Menschen vor Ort bei Planung und Bau von Leitungsprojekten einzubinden.