Bilanz: Das NRW-Bauhandwerk legt zu
Unternehmen verbuchen ein Umsatzplus. Nahrungs- und Gesundheitsbereiche verlieren.
Düsseldorf. Die Energiewende und die Finanzkrise haben dem Handwerk in Nordrhein-Westfalen gute Umsätze und volle Auftragsbücher beschert. „Viele Hausbesitzer holen ihr Erspartes von der Bank und legen es lieber als Dämmung oder Solaranlage aufs Dach oder machen ihre Häuser noch einmal schick“, sagte der Präsident des Westdeutschen Handwerkskammertages (WHKT), Willy Hesse.
Er schätzt, dass in seinem Dachdeckerbetrieb derzeit jeder zweite Auftrag auf solchen Überlegungen basiere. Dieser Trend zeigt sich nach Auskunft des Hauptgeschäftsführers des WHKT in Düsseldorf, Rainer Nolten, in ganz NRW. „Viele haben in ihre Häuser investiert und sich ein neues Bad oder eine Küche gegönnt.“ Insgesamt sei der Umsatz im NRW-Handwerk 2012 um etwa ein Prozent gestiegen, sagte Nolten.
Die 185 000 Handwerks-Betriebe setzten zusammen rund 110 Milliarden Euro um. Auch die Beschäftigtenzahl liege stabil bei einer Million.
„Das Bauhandwerk hat drei Prozent mehr Umsatz gemacht, das Nahrungsgewerbe mit Fleischern und Bäckern hat zwei Prozent weniger umgesetzt“, so Nolten. „Die können angesichts der Konkurrenz durch Handel und Discounter nur erfolgreich sein, wenn sie sich Nischen schaffen wie zum Beispiel mit Party-Service oder Catering“, sagte Hesse. Der Gesundheitsbereich mit Optikern, Zahntechnikern und anderen Berufen hat nach Auskunft von Nolten auch 2012 wieder ein Prozent Umsatz eingebüßt.
Erfreulich sei die weiter gestiegene Zahlungsmoral, sagte Hesse. Bei privaten Kunden gebe es so gut wie keine Ausfälle. „Das liegt unter einem Prozent.“ Bauherren müssten sich wegen der Förderanträge schon vor der Auftragsvergabe Gedanken über ihre Finanzen machen, sagte er. „Die wissen genau, was sie sich leisten können.“ Auch die öffentliche Hand zahle verlässlich.
Stellenweise dauere es aber immer noch zu lange, bis das Geld beim Handwerker landet. „Die Abrechnungen sind wegen der Haushaltslage vieler Kommunen kompliziert“, sagte Hesse. Das führe zu Verzögerungen. „Aber wir wissen das und haben uns darauf eingestellt.“
Probleme gebe es mit Generalunternehmern. Positiv wirke sich die steuerliche Absetzbarkeit von Handwerkerrechnungen aus. „Da überlegen sich viele, doch den Fachmann zu rufen, statt Reparaturen schwarz machen zu lassen“, sagte Hesse. Das bringe den Betrieben viele kleine Aufträge.