Bilfinger-Chef Roland Koch muss gehen

Mannheim (dpa) - Nach gut drei Jahren als Vorstandschef des Bau- und Dienstleistungskonzerns Bilfinger räumt Roland Koch vorzeitig seinen Posten. Der 56-Jährige solle zum 8. August ausscheiden, teilte die Bilfinger SE am Montagabend in Mannheim mit.

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Sein Vorgänger im Amt und Mitglied des Aufsichtsrates, Herbert Bodner, wird die Geschäfte den Plänen zufolge bis Ende Mai kommenden Jahres übernehmen. Koch hatte Bodner Mitte 2011 an der Spitze von Bilfinger abgelöst. Als Grund werden schlechte Nachrichten für den Konzern angegeben. In der Chefetage ziehen aber auch nicht alle an einem Strang.

Eine erneute Gewinnwarnung hatte Trubel ausgelöst. Wegen einer nochmals reduzierten Ergebnisprognose in der Kraftwerkssparte muss der Konzern seine Vorhersagen für das Gesamtjahr abermals anpassen.

„Für ein unverändert erfolgreiches Unternehmen wie Bilfinger ist Berechenbarkeit am Kapitalmarkt ein wichtiges Gut“, sagte Koch laut Mitteilung. „Durch zwei kurz aufeinanderfolgende Gewinnwarnungen, für die ich als Vorstandsvorsitzender einstehe, ist dieses Vertrauen erschüttert.“ Erst Ende Juni hatte Bilfinger seine Ziele revidiert. Nun gehen die Mannheimer von einem um 25 Millionen Euro reduzierten bereinigten Konzernergebnis zwischen 205 und 220 Millionen Euro aus.

Koch erklärte weiter, „wesentliche Teile des Aufsichtsrats“ und er hätten bei der Beurteilung der unmittelbaren nächsten notwendigen Maßnahmen nur unzureichend übereingestimmt. In der Mitteilung heißt es: „Der Aufsichtsratsvorsitzende hat Roland Koch gebeten, den Übergang in den kommenden Tagen in kollegialer Zusammenarbeit mit Herbert Bodner zu gestalten.“ Beide betonten, den Übergang „in bewährter vertrauensvoller Zusammenarbeit“ gestalten zu wollen.

Aufsichtstratschef Bernhard Walter sprach Koch seinen Respekt aus für das Angebot einer einvernehmlichen Trennung. Er will am Dienstag vor Medien Stellung nehmen.

Vertreter der Anteilseigner hatten einem Vorschlag des Aufsichtsrates zugestimmt, ein vorzeitiges Ausscheiden des früheren hessischen Ministerpräsidenten zu empfehlen. Das Kontrollgremium soll den Schritt am Donnerstag beschließen. Sobald ein Nachfolger für Koch gefunden ist, wolle Bodner in den Aufsichtsrat zurückkehren, hieß es.

Bilfinger hat derzeit vor allem Probleme mit den Folgen der Energiewende. Unter Koch wurde auch ein Sparkurs mit Stellenstreichungen eingeleitet. Besonders stark ist die zur Kraftwerkssparte gehörende Fertigung von Hochdruck-Rohrleitungen von den Folgen der Energiewende betroffen. Dort setzte Bilfinger zuletzt rund 400 Millionen Euro um. Für die jüngste Gewinnwarnung war laut Konzern auch ein verlorener Auftrag in Südafrika verantwortlich.