Nach Air Berlin-Pleite Billigflieger bauen Angebot in Deutschland weiter aus

Berlin/Frankfurt (dpa) - Nach dem Ende der Air Berlin bauen die großen Billigfluggesellschaften Europas ihr Angebot von deutschen Flughäfen kräftig aus.

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Allein die Lufthansa-Tochter Eurowings will in diesem Jahr nach eigenen Angaben 70 000 zusätzliche Flüge anbieten und 8 Millionen mehr Passagiere transportieren.

Auch der Konkurrent Ryanair will auf dem deutschen Markt wachsen und erhöht zum kommenden Winterflugplan ab Ende Oktober die Zahl der Verbindungen von deutschen Flughäfen um 24 auf 243. Im Gesamtjahr will Ryanair 19,7 Millionen Passagiere von deutschen Flughäfen befördern, 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit würde sich der Marktanteil um einen Punkt auf 9 Prozent erhöhen.

Allerdings rechnen die Iren mit Störungen durch Pilotenstreiks im Zuge ihrer europaweiten Verhandlungen mit den nationalen Gewerkschaften. „Wenn Sie Gewerkschaften haben und Gewerkschaften anerkennen, können Sie ein paar Störungen haben“, sagte Marketingchef Kenny Jacobs am Dienstag in Berlin. Konkret wurde er nicht. „Wir hatten das bisher nicht, aber es kann an irgendeinem Zeitpunkt passieren.“ Ryanair-Chef Michael O'Leary hatte Anfang Februar von möglichen Arbeitskämpfen an Ostern gesprochen, ohne dass es konkrete Drohungen gegeben hatte. In der kommenden Woche werde man mit der deutschen Gewerkschaft Vereinigung Cockpit sprechen.

Eurowings integriert auf dem Wachstumskurs die Air-Berlin-Tochter LG Walter, die man im Insolvenzverfahren erworben hat. „Wir stemmen mit Eurowings zurzeit das größte Wachstum, das der deutsche Luftverkehr jemals erlebt hat“, erklärte Eurowings-Chef Thorsten Dirks. Bereits im Vorjahr habe Eurowings ein Wachstum von 77 Prozent geschafft und sei in die Gewinnzone geflogen. Eurowings sei bereits an den Flughäfen Köln/Bonn, Düsseldorf, Stuttgart und Hamburg der größte Anbieter.

Vor wenigen Tagen hatte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) die Flugpläne für den kommenden Sommer am Beispiel des Einzelmonats Juli analysiert. Danach hat Eurowings ihr Angebot am stärksten um 137 Prozent ausgebaut, allerdings waren im Vorjahressommer die Starts der Schwestergesellschaft Germanwings noch gesondert gezählt worden. Ohne diesen Effekt beträgt das von der DLR berechnete Wachstum der Eurowings rund 33 Prozent. Damit liegt die Lufthansa-Tochter zwar vor Ryanair (+22,8 Prozent), aber auch deutlich hinter Easyjet (+93,4 Prozent), die ebenfalls einen Teil der insolventen Air Berlin übernommen hat.