BMW baut Geschäft in China aus

Shenyang/München (dpa) - China ist nun auch für BMW der wichtigste Markt weltweit. Angesichts des ungebrochenen Autobooms im Reich der Mitte verdoppeln die Münchner mit einem zweiten Werk nun auch ihre Produktionskapazitäten auf dem größten Automarkt der Welt auf 200 000 Fahrzeuge.

Um die Produktion aber noch stärker ausbauen zu können, investiert BMW mit seinem chinesischen Joint-Venture-Partner Brilliance weitere 500 Millionen Euro, wie BMW-Chef Norbert Reithofer am Donnerstag bei der Eröffnung des neuen Werkes in der nordostchinesischen Stadt Shenyang ankündigte. Während BMW in dem riesigen Reich feiert, droht in der kleinen Schweiz teures Ungemach.

Trotz einer Abkühlung des gesamten Automarktes in China rechnet der BMW-Chef auch in diesem Jahr mit einem „zweistelligen Wachstum“ für seine Marke. Mit einem Zuwachs um 35 Prozent in den ersten vier Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum überholte China die USA und Deutschland als wichtigster Einzelmarkt für BMW. „Es ist das erste Mal, dass China die Nummer eins ist“, sagte Reithofer. Wegen der stark steigenden Verkäufe in den USA und der Wechselhaftigkeit des Marktes wollte der BMW-Chef aber noch nicht vorhersagen, ob China auch bis zum Ende des Jahres größter Markt bleiben werde.

Zuversichtlicher zeigte sich BMW-China-Präsident Ivan Koh: „Wir rechnen damit, auch wenn es gegenüber den USA knapp wird“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Während bereits eine Milliarde Euro in das neue Werk Tiexi im Westen von Shenyang geflossen ist, sollen Investitionen von einer weiteren halben Milliarde Euro die Fertigung noch ausweiten. Die installierte Kapazität kann damit von jetzt 200 000 Autos in den beiden Werken Dadong und Tiexi am Standort Shenyang auf 300 000 bis Ende 2013 erhöht werden. Koh rechnet mit einem Wachstum für Oberklassewagen im Reich der Mitte von „mehr als 20 Prozent“. Mit einem Zuwachs um 37,7 Prozent hatte BMW im Vorjahr seinen Absatz auf 233 630 verkaufte Fahrzeuge gesteigert.

Viel weniger Autos verkauft BMW in der Schweiz, 2011 waren es knapp 20 000. Dennoch überschatteten Nachrichten aus dem Alpenland die Feierlaune der Münchner. Umgerechnet knapp 130 Millionen Euro Strafe hat die Schweizer Kartellbehörde Weko BMW aufgebrummt. Die Behörde wirft dem Autobauer vor, verhindert zu haben, dass die Schweizer angesichts des starken Frankens im benachbarten Euro-Ausland günstiger an die teuren Autos kommen.

In mehreren Fällen habe es Beschwerden gegeben. BMW habe den Schweizer Markt abgeschottet, um keine Einbußen durch die Eigenimporte der Kunden zu erleiden. Genau das weist der Konzern zurück. Im gleichen Zeitraum habe es Hunderte Direktimporte von BMW-Fahrzeugen durch Schweizer Kunden gegeben, von einer Behinderung könne keine Rede sein, sagte eine Sprecherin. BMW will gegen die Entscheidung der Behörde Rechtsmittel einlegen.