BMW will Spitzenposition verteidigen
München (dpa) - BMW peilt 2012 ein weiteres Rekordjahr an und will die Rivalen Audi und Daimler dauerhaft auf Distanz halten. Allen Sorgen um die Konjunktur und die Euro-Schuldenkrise zum Trotz rechnet Konzernchef Norbert Reithofer mit einem guten Jahr für den Autobauer.
„Es wird ein herausforderndes Jahr, in dem wir wieder erfolgreich sein wollen“, sagte der Topmanager am Dienstag bei der Vorstellung der Bilanz in München. Gerade in Europa seien Verbraucher und Märkte durch die hohe Staatsverschuldung und die daraus folgende Krise verunsichert. „2012 wird ein Schlüsseljahr.“ BMW müsse sich auf Veränderungen einstellen, Mobilitätskonzepte wandelten sich.
BMW wolle aber langfristig die Spitze der Oberklassehersteller verteidigen. Bereits 2016 - im Jahr des 100. Geburtstag des Unternehmens - will BMW mehr als 2 Millionen Autos verkaufen, vier Jahre früher als bisher geplant. 2011 hatte der Dax-Konzern 1,67 Millionen Autos abgesetzt. Unter dem Strich verdienten die Bayern rund 4,9 Milliarden Euro - satte 51,3 Prozent mehr als 2010. Der Umsatz kletterte auf 68,8 Milliarden Euro. Bei der Umsatzrendite - wichtig zur Messung der Profitabilität eines Unternehmens - musste sich BMW allerdings der VW-Tochter Audi knapp geschlagen geben.
Die glänzende Bilanz beschert auch dem Vorstand, Mitarbeitern und den Aktionären einen Geldregen. Die Beschäftigten sollen mit einer Rekordprämie am Erfolg beteiligt werden. Die Zahlung soll für die deutschen Tarifbeschäftigten des Konzerns über der von 2010 liegen. Die Höhe will BMW erst nach Betriebsversammlungen am Mittwoch mitteilen. Weltweit hat BMW 2011 wieder mehr als 100 000 Menschen beschäftigt, rund 70 000 davon in Deutschland. 2010 hatte BMW im Schnitt rund 5840 Euro als Prämie gezahlt.
Auch der Familie Quandt kann sich über eine dicke Extrazahlung freuen. Die angekündigte Erhöhung der Dividende von 1,30 Euro auf 2,30 je Stammaktie wird den drei Großaktionären Johanna Quandt, Stefan Quandt und Susanne Klatten fast 650 Millionen Euro in die Kassen spülen. Die drei halten zusammen 46,7 Prozent der Stammaktien. Auch Reithofer kann sich über ein dickes Gehaltsplus freuen. Insgesamt bekommt der Vorstandschef für 2011 rund 6,156 Millionen Euro, nach 4,296 Millionen Euro im Vorjahr.
Ungelöst ist allerdings weiter der Streit mit dem Betriebsrat über den Einsatz von Leiharbeitern. Derzeit verhandelt BMW hinter den Kulissen über eine Betriebsvereinbarung. Details wollte Personalchef Harald Krüger nicht nennen. Der Betriebsrat im Werk Leipzig hatte die Zustimmung zum Einsatz von 1100 Leiharbeitern verweigert. Beide Seiten trafen sich vor Gericht. In einer ersten Entscheidung Mitte Februar für 33 Arbeiter errang der Autobauer einen Teilerfolg.
Andere Verfahren stehen noch aus. Krüger will den Streit nun außerhalb der Gerichte lösen. Nach Angaben der IG Metall beschäftigt BMW deutschlandweit 11 000 Leiharbeiter und liegt damit deutlich vor Konkurrenten wie VW oder Daimler. BMW verteidigt die Leiharbeit als wichtiges Werkzeug, um flexibel zu bleiben. Das Thema wird auch die bisherige Bahnmanagerin Milagros Caina-Andree noch beschäftigen. Als erste Frau übernimmt sie im Juli das Personalressort bei BMW. Krüger leitet künftig das neue Ressort für die Marken Mini und Rolls-Royce sowie das Motorradgeschäft. Entwicklungsvorstand Klaus Dräger und Einkaufschef Herbert Diess tauschen im Zuge des Umbaus ihre Jobs.
Ausbauen will der Konzern die Produktion im Ausland. Deutschland bleibe aber das Rückgrat der Produktion, betonte Reithofer, es würden keine Stellen verlagert. Derzeit prüfe BMW den Bau von Montagewerken etwa in Brasilien. In Asien und Nordamerika erwartet BMW Wachstum. Europa aber bleibe ein Sorgenkind. Gerade im Süden schwächen Schuldenkrise und Sparprogrammen die Konjunktur. Die drei größten Einzelmärkte für BMW waren 2011 die USA, Deutschland und China.