Deutschland 2011 auf Platz drei der Exporteure
Wiesbaden/München (dpa) - Der einstige Exportweltmeister muss sich bescheiden: Trotz eines Rekordjahres ist Deutschland nach Berechnungen des Ifo-Instituts auch im vergangenen Jahr „nur“ auf Rang drei der weltgrößten Exportnationen gelandet - nach China und den USA.
Schuld sei vor allem die Schuldenkrise, die Ausfuhren in die Euroländer seien zum Jahresende im Vergleich zum dritten Quartal gesunken, sagte Steffen Elstner, Forscher am Ifo-Institut am Dienstag. Er bestätigte damit einen Bericht der „Financial Times Deutschland“. Der Branchenverband BGA warnte vor Schwarzmalerei und wies darauf hin, dass die Branche sich zunehmend unabhängig von Europa mache.
Zunächst habe es so ausgesehen, als ob Deutschland 2011 den zweiten Rang, den es 2010 an die USA abgeben musste, zurückerobern würde, sagte Elstner. Zum Jahresende habe sich die Dynamik des Exports vor allem in die Euro-Zone aber deutlich abgeschwächt. Deutschland und die USA lieferten sich nach den Ifo-Schätzungen im vergangenen Jahr ein Kopf-an-Kopf. Demnach kam Deutschland auf 8,3 Prozent der weltweiten Exporte, die USA auf 8,4 Prozent. Auf Rang eins liegt China mit 10,7 Prozent. Das Land der Mitte hatte Deutschland 2009 den Rang als Exportweltmeister abgelaufen.
„Es geht nicht darum, ob man erster, zweiten oder dritter wird“, erklärte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton Börner. Die deutsche Exportwirtschaft sei gemessen an der Bevölkerung fast 20 Mal stärker als die Chinas und vier Mal stärker als die der USA. Die USA und China seien um ein vielfaches größer als Deutschland.
Nach dem Rekordjahr 2011, in dem der Gesamtwert der deutschen Ausfuhren erstmals die Marke von einer Billion Euro übersprungen hatte, erwarte die Branche auch in diesem Jahr ein gutes Ergebnis. Die Exporte sollen um „mindestens sechs Prozent“ zulegen. Der Anteil wachstumsstarker Schwellenländer steige und mache die Branche zunehmend unabhängig von Europa, sagte Börner. Derzeit gehen noch rund 60 Prozent der Exporte in die EU. Allerdings waren die Ausfuhren in Staaten außerhalb der EU im vergangenen Jahr mit 13,6 Prozent am stärksten gewachsen.
Auch der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier, sieht die deutsche Exportwirtschaft gut aufgestellt. „Wir können auch so eine Schwächephase im Euroland verkraften“ sagte er dem Nachrichtensender n-tv.
In Dollar gerechnet, erreichten die deutschen Ausfuhren im vergangenen Jahr laut Ifo zwar den Rekordwert von knapp 1477 Milliarden Dollar, die USA kamen aber auf gut 1480 Milliarden Dollar. Rechnerisch habe Deutschland sogar von dem Euro-Dollar-Wechselkurs profitiert, weil die Gemeinschaftswährung im Jahresmittel gegenüber der US-Währung gestiegen sei, sagte Elstner.