Munich Re peilt 2,5 Milliarden Euro Gewinn an
München (dpa) - Der weltweit größte Rückversicherer Munich Re hat das Katastrophenjahr 2011 schnell abgehakt und peilt dieses Jahr einen Gewinn von 2,5 Milliarden Euro an.
Vorstandschef Nikolaus von Bomhard rechnet mit deutlich weniger Schäden, steigenden Versicherungsprämien und einem stabileren Finanzmarkt. Nach dem Schuldenschnitt für Griechenland habe sich die Eurokrise beruhigt, „die Ansteckungsgefahr ist jetzt deutlich geringer als vor einem Jahr“, sagte Bomhard am Dienstag in München.
Naturkatastrophen und Griechenland-Krise hatten den Konzerngewinn im vergangenen Jahr von 2,4 Milliarden auf 712 Millionen Euro einbrechen lassen, nach Minderheitenanteilen unterm Strich ergab sich ein Überschuss von 702 Millionen Euro. Angesichts der Umstände doch noch „ein ordentliches Ergebnis“, sagte Finanzvorstand Jörg Schneider. Denn der Tsunami in Japan, das Erdbeben in Neuseeland und die Überschwemmungen in Thailand kosteten Munich Re zusammen mit anderen Naturkatastrophen die Rekordsumme von 4,5 Milliarden Euro.
Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen schlugen mit 1,2 Milliarden Euro ins Kontor. So wurde ausgerechnet die von Sexpartys in Budapest erschütterte Erstversicherungstochter Ergo mit einem stabilen Gewinn von 349 Millionen Euro plötzlich zu einem tragenden Pfeiler für das Konzernergebnis.
Für dieses Jahr zeigte sich Munich-Re-Chef Bomhard aber optimistisch, wieder das Gewinnniveau der vorangegangenen Jahre zu erreichen. Weil eines solche Häufung von Naturkatastrophen statistisch nur alle 50 Jahre zu erwarten sei, plant die Rückversicherung für 2012 nur 1,3 Milliarden Euro für solche Schäden ein.
Und nach den Großschäden “nimmt das Risikobewusstsein zu“, die Preise steigen. In Japan zum Beispiel dürften die Erdbeben-Versicherungen um bis zu 50 Prozent teurer werden, sagte Vorstand Torsten Jeworrek. Die Erstversicherungstochter Ergo soll ihre Sorgenkinder Kfz-Versicherung und Türkeigeschäft in den Griff bekommen und mit 400 Millionen Euro Gewinn zum Aufwärtstrend beitragen.
Die zunehmende Nachfrage nach Rückversicherungen vor allem in Asien hatte die Bruttobeiträge des Munich-Re-Konzerns im vergangenen Jahr um 9 Prozent auf 49,6 Milliarden Euro steigen lassen. Zwischen 48 und 50 Milliarden Euro erwartet Bomhard auch im laufenden Jahr.
Versicherungstechnisch schrieb die Rückversicherung im vergangenen Jahr rote Zahlen, weil 100 Euro Beitragseinnahmen 113,60 Euro an Schäden und Kosten gegenüberstanden. Für das laufende Jahr rechnet Bomhard eine Schaden-Kosten-Quote unter 100 Prozent.
Außerdem sollen auch die Kapitalanlagen wieder etwas mehr abwerfen. Abschreibungen und niedrige Zinsen hatten das Kapitalanlageergebnis im vergangenen Jahr um 22 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro einbrechen lassen. Dieses Jahr erwartet Finanzvorstand Schneider trotz weiterhin niedriger Zinsen einen Anstieg auf 7,2 Milliarden Euro. Der soeben angelaufene Umtausch der Griechenland-Anleihen werde keine Belastungen mehr bringen. Die Munich Re will in Windkraft-Anlagen und Infrastrukturprojekte genausoviel Geld anlegen wie in Aktien und so die Rendite stärken. Übernahmen hat die Münchener Rück nach Aussagen Bomhards nicht im Visier.
Der US-Investor Warren Buffett, der 11 Prozent der Anteile hält, und die anderen Aktionäre sollen trotz des Gewinneinbruchs die gleiche Dividende wie im Vorjahr erhalten. Insgesamt will die Munich Re 1,1 Milliarden Euro ausschütten und damit mehr als den Jahresgewinn. Angesichts der größer gewordenen Kapitaldecke und „der erfreulichen Ertragsaussichten für das laufende Jahr“ sei es richtig, den „Spitzenplatz bei der Dividendenrendite“ unter den DAX-Konzernen zu verteidigen, sagte Bomhard. Die Anleger honorierten den Ausblick, an der Börse legte Munich Re anschließend kräftig zu.