Bobby-Car-Hersteller will Märklin übernehmen
Fürth/Göppingen (dpa) - Der Bobby-Car-Hersteller Simba Dickie will den traditionsreichen Modelleisenbahnbauer Märklin übernehmen. Das Fürther Familienunternehmen habe eine entsprechende Absichtserklärung unterschrieben, sagte Inhaber Michael Sieber am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa.
Er bestätigte damit einen Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ (Mittwoch). In den kommenden Wochen würden nun die Bilanz-Unterlagen geprüft, ein Abschluss der Übernahmegespräche mit Insolvenzverwalter Michael Pluta könne dann im Februar oder März kommenden Jahres erfolgen. Für den 2009 in die Insolvenz gerutschten Modellbahnhersteller könnte der Verkauf an Simba Dickie damit eine große Chance bedeuten.
Wie viel Geld Simba Dickie in die Märklin-Übernahme steckt, wollte Sieber nicht sagen. Darüber sei Stillschweigen vereinbart worden. Durch die Sanierung seit 2009 habe Märklin „Wachstumspotenzial“. Die Fortsetzung „dieser erfolgreichen Strategie ist auch unser Plan“, betonte er. Märklin werde ein „eigenständiges Standbein“ des Familienunternehmens Simba Dickie, betonte er. Auch plant Sieber, weiterhin in Deutschland und Ungarn zu produzieren. Das habe sich bewährt, sagte er.
Märklin-Insolvenzverwalter Pluta sucht nach Angaben seines Sprechers einen Investor mit Herzblut. Auch die Größe des Unternehmens spiele eine Rolle, der potenzielle Bewerber müsse Zukunftsperspektiven bieten können. Dritter Faktor sei der Kaufpreis. „Der Insolvenzplan sieht einen Verkauf vor 2014 nicht vor“, fügte er hinzu. „Wir sind in einem sehr frühen Stadium“, sagte er weiter zu den aktuellen Gesprächen. Auch bei Märklin selbst gibt es keine Eile in der Investorenfrage. „Das freut Märklin, wenn man gute Arbeit leistet, und es Interessenten gibt“, sagte ein Sprecher lediglich.
Das Modellbahn-Unternehmen hatte 2009 Insolvenz angemeldet, schaffte aber den Sprung aus der Krise. Märklin gehört vorwiegend den Gläubigerbanken Goldman Sachs, BW-Bank und Kreissparkasse Göppingen und wird derzeit nach einem Insolvenzplan geführt. Per Gerichtsbeschluss wurde der frühere Insolvenzverwalter Michael Pluta zum Treuhänder bestellt. Er ist für die Durchführung des Insolvenzplans zuständig und führt auch den Investorenprozess.
Das Traditionsunternehmen produziert mit etwa 1000 Mitarbeitern in Göppingen und Ungarn jährlich 500 000 Lokomotiven und zwei Millionen Wagen der Marken Märklin, Trix und LGB. 2011 lag der Umsatz bei rund 108 Millionen Euro.
Simba Dickie wiederum hat weltweit 4000 Beschäftigte und machte im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 620 Millionen Euro. Zahlen zu diesem Jahr liegen nach Angaben einer Sprecherin noch nicht vor. Das Unternehmen ist nach Mattel und Lego die Nummer drei auf dem deutschen Spielwarenmarkt. 2012 feiert es sein 40. Jubiläum. Auch die zu Simba gehörden Spielzeugmarke Schuco feierte in diesem Jahr runden Geburtstag - sie gibt es schon seit 100 Jahren.