Börsenrat sieht gute Chancen für Börsenfusion
Frankfurt/Main (dpa) - Der Frankfurter Börsenrat Lutz Raettig sieht trotz des Gegenwindes von Wettbewerbshütern und Aufsehern gute Chancen für einen Erfolg der Börsenfusion Frankfurt-New York.
„Ich hoffe, dass der Zusammenschluss klappt und bin auch zuversichtlich, dass die gemachten Zugeständnisse die Aufseher überzeugen werden“, sagte Raettig in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Ursprünglich wollten sich Deutsche Börse und NYSE Euronext bis Jahresende 2011 zum weltgrößten Marktbetreiber zusammenschließen. Wettbewerbsbedenken der EU-Kommission erzwangen jedoch mehrfach Nachbesserungen der beiden Konzerne. Dadurch verlängerte sich die Prüfungsfrist der Brüsseler Behörde bis zum 9. Februar 2012.
„Das Zugehen auf die Wettbewerbshüter kann natürlich nicht bis zur Selbstaufgabe gehen. Ich bin aber sicher, dass die gemachten Zugeständnisse so gestaltet sind, dass die Fusion wirtschaftlich immer noch Sinn macht“, sagte Raettig, der Vorsitzender des Börsenrates des Frankfurter Wertpapierbörse ist.
Brüssel stößt sich vor allem an der Marktmacht des geplanten Börsenriesen im Derivate-Geschäft. Die Partner hatten sich daher bereiterklärt, das gesamte Aktienderivate-Geschäft der zur NYSE Euronext gehörenden Terminbörse Liffe zu verkaufen. Allerdings ist der Handel mit solchen Finanzprodukten, mit denen man auf künftige Kurse wetten und sich gegen Kursverluste absichern kann, eines der Filestücke. Weitere Zugeständnisse gelten daher als unwahrscheinlich.
Kritisch zu den Plänen hatte sich auch das hessische Wirtschaftsministerium geäußert, das als Aufsichtsbehörde für den Börsenplatz Frankfurt ebenfalls noch über das Fusionsvorhaben befinden muss. „Börsenrechtlich ist das, was uns bisher vorgelegt worden ist, nicht ausreichend für unsere Zustimmung“, hatte Landeswirtschaftsminister Dieter Posch (FDP) kurz vor Weihnachten bekräftigt. Die „Weiterentwicklung der Deutschen Börse am Standort Frankfurt“ müsse sichergestellt sein, sagte der Minister.
Raettig sagte: „Die Chancen des Börsenplatzes Frankfurt liegen sicher nicht darin, dass wir uns abschotten und dass wir uns da verschließen, wo die Nutzung von Kosteneffizienzen möglich ist.“ Der Banker, der für die US-Bank Morgan Stanley in Deutschland tätig ist, betonte: „Wir müssen vor allem versuchen, mehr Marktanteile auf dem Weltmarkt zu bekommen. Ein fusionierter Konzern ist der richtige Weg dorthin, gerade auf den wichtiger werdenden Märkten in Asien.“