BP macht wegen Preisdrucks im zweiten Quartal Verlust
London (dpa) - Der britische Ölkonzern BP hat im zweiten Quartal des Jahres wegen des sinkenden Ölpreises und Wertberichtigungen rote Zahlen geschrieben. Auch die Kosten für die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko im April 2010 drücken weiter auf das Ergebnis.
Im Berichtszeitraum fiel ein Verlust von 1,39 Milliarden US-Dollar (1,13 Mrd Euro) an nach einem Gewinn von 5,72 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum, wie das Unternehmen am Dienstag in London mitteilte. Die Produktion von Öl und Gas sank im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um sieben Prozent.
Der Gewinn zu Wiederbeschaffungskosten lag bei 238 Millionen Dollar, vor einem Jahr waren es noch 5,407 Milliarden Dollar. Der Konzern baut sich nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko im Jahr 2010 um und trennt sich von Unternehmensteilen. Bisher sei der Verkauf von Geschäften im Wert von 24 Milliarden US-Dollar fest. Insgesamt will BP damit 38 Milliarden US-Dollar einnehmen. Auch die milliardenschweren Anteile am Russland-Geschäft, das derzeit gemeinsam mit einem Oligarchen-Konsortium unter TNK-BP betrieben wird, steht zum Verkauf.
Der Konzern schätzt, dass ihn die Katastrophe 38 Milliarden Dollar kosten wird, wovon rund 18 Milliarden bereits ausgeschüttet oder vertraglich vereinbart seien - an verschiedene Klägerkreise, darunter Privat- und Geschäftsleute, Regierungsorganisationen und Verbände. Eine milliardenschwere Einigung mit der US-Bundesregierung zur Regulierung von Umwelt- und Küstenschäden sowie mit mehreren Bundesstaaten und betroffenen Kommunen steht noch aus. Allein für die Anwaltskosten musste BP nun noch einmal 847 weitere Dollar-Millionen zurücklegen.
Die Verkaufsstrategie führt zu einer sinkenden Produktion - aktuell sind es acht Prozent weniger. Seinen Aktionären will der Konzern eine Quartalsdividende von acht Cent je Aktie zahlen. „Wir müssen erkennen, dass dies ein schwaches Quartal hinsichtlich der Gewinne war, geschuldet einer Kombination von Gründen, die teils den Markt betreffen und teils uns“, sagte Vorstandschef Bob Dudley.
Auch andere Ölmultis wie ExxonMobil und Shell müssen sich von früheren Traumgewinnen verabschieden. Die europäische Schuldenkrise und eine schwache US-Konjunktur drücken auf die Preise. Bei Shell sackte der Gewinn im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 53 Prozent auf 4,1 Milliarden Dollar ab. Der weltgrößte Ölkonzern ExxonMobil spürte zwar auch die schwächeren Preise und litt unter einer gesunkenen Produktion. Allerdings päppelten die Texaner ihr Ergebnis mit Anteilsverkäufen auf, so dass unterm Strich ein Gewinn von 15,9 Milliarden Dollar herauskam - anderthalb Mal so viel wie im Vorjahreszeitraum. Ohne diese Sondereinnahmen verdiente der Konzern deutlich weniger.