Metro: Mit Preisoffensive gegen die Krise
Düsseldorf (dpa) - Rückenwind kann Metro-Chef Olaf Koch in diesen Tagen besonders gut gebrauchen. In gut vier Wochen entscheidet die Deutsche Börse über mögliche Auf- und Absteiger im Leitindex Dax.
Wegen des niedrigen Aktienkurses gilt der Klassenerhalt für die Metro AG nach 16 Jahren in der Topliga der deutschen Aktiengesellschaften als gefährdet.
Mit seinem Ausblick für das Gesamtjahr 2012 sorgte Koch am Dienstag für einen kräftigen Kursanstieg von zeitweise mehr als 4 Prozent. Entgegen allen Unkenrufen hält er an der Prognose eines bereinigten Ergebnisses auf Vorjahresniveau fest und legt die Messlatte für die Einsparungen im Düsseldorfer Konzern etwas höher.
Dem Handelsriesen bläst der Wind derzeit zunehmend ins Gesicht. Die Staatsschuldenkrise und die schwächende Konjunktur trüben in vielen Ländern Europas die Kauflaune. Mit gezielten Preissenkungen, attraktiveren Sortimenten und größerem Service will der seit Anfang 2012 amtierende Koch den Konzern auf Wachstumskurs halten sowie Marktanteile von der Konkurrenz erobern. „Wir haben trotz starkem Gegenwind an Fahrt gewonnen“, hob der Metro-Vorstandschef hervor.
Der Preiskampf bei Elektronik tobt befeuert durch den Internetboom heftig. Die Preissenkungen der Metro-Tochter Media-Saturn summierten sich im ersten Halbjahr 2012 auf ein Volumen von 70 Millionen Euro. Bei den Metro-Großhandelsmärkten, die insbesondere Lebensmittel für Gastronomen und andere Gewerbetreibende anbieten, beliefen sich die Nachlässe in dem Zeitraum auf 50 Millionen Euro. Im Gegenzug arbeitet der Metro-Vorstand an Kostensenkungen, die mit 120 Millionen Euro eine ähnliche Größenordnung haben und zum Teil schon in diesem Jahr wirken.
Der Metro-Aktienkurs ist vor allem für Großaktionär Haniel von Interesse, der gut 34 Prozent der Anteile hält und den Handelskonzern zusammen mit der Familie Schmidt-Ruthenbeck kontrolliert. Haniel hatte 2007 kräftig Metro-Aktien zugekauft und sich dafür hoch verschuldet. Den Haniel-Vorstandsvorsitz übernimmt an diesem Mittwoch Stephan Gemkow. Der Ex-Lufthansa-Manager dürfte über kurz oder lang Metro-Aufsichtsratschef werden.
„Das ist jetzt ein echter Neustart für die Metro“, sagt Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „Gemkow ist nicht nur ein Zahlenmensch, sondern er weiß auch, wie man die Geschäfte unter Beachtung anspruchsvoller finanzieller Ziele voranbringen kann.“Das jetzt auf 120 statt 100 Millionen Euro bezifferte Sparvolumen bei Metro reicht nach Ansicht von Tüngler längerfristig nicht aus. Koch habe die Rückendeckung der Aktionäre für radikale Veränderungen.
Der Metro-Chef kündigte an, weiter an den Geschäftsmodellen gerade im Großhandel zu feilen, wo er erhebliches Umsatz- und Ergebnispotenzial sieht. „Ich habe früh gesagt, dass es ein Marathonlauf sein wird. Wir sind am Anfang des langen Weges.“ Von neuen Einschnitten war keine Rede. Metro halte grundsätzlich an einem Verkauf der Warenhauskette Kaufhof trotz guter Zahlen fest, die nicht zum Kerngeschäft gehöre. Bei Real prüft Koch die Perspektiven. Nach früheren Angaben gibt es die Optionen Verkauf, Teilverkauf oder Verbleib im Metro-Konzern.