Brasiliens OGX-Konzern beantragt Insolvenzverfahren
Rio de Janeiro (dpa) - Nach wochenlangen zähen Verhandlungen mit seinen Gläubigern hat der angeschlagene brasilianische Öl-Konzern OGX die Notbremse gezogen.
Die hoch verschuldete Firma des Unternehmers und einstigen Multi-Milliardärs Eike Batista beantragte im Rahmen des brasilianischen Insolvenzrechtes Gläubigerschutz. OGX setzte zum Schluss Zinszahlungen in Millionenhöhe für seine Milliarden-Schulden aus. Mit dem Antrag will sich der Konzern eine Schonfrist vor Vollstreckungsmaßnahmen verschaffen.
Bereits am Dienstag hatte die zur EBX-Gruppe gehörende Firma die Gespräche mit den Gläubigern als erfolglos beendet erklärt. Der Antrag wurden nach übereinstimmenden Medienberichten und Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Agência Brasil am Mittwoch bei einem Gericht in Rio de Janeiro vom Anwalt des Unternehmens, Sérgio Bermudes, eingereicht. OGX selbst und auch das Gericht waren am Abend (Ortszeit) zunächst nicht zu erreichen.
An der brasilianischen Bovespa-Börse schloss die OGX-Aktie am Mittwoch mit 0,17 Reais - einem Minus von 26,06 Prozent. Noch Anfang des Jahres hatte der Aktienkurs bei fast 5 Reais gelegen. Zu Hochzeiten notierte die Aktie 2010 sogar bei über 23 Reais. Wird der Antrag angenommen, wird der Börsenhandel ausgesetzt.
Mit dem nun erfolgten Schritt will OGX die im brasilianischen Insolvenzrecht vorgesehene Möglichkeit einer gerichtlichen Sanierung („Recuperaçao judicial“) nutzen, die dem Schuldner OGX maximal 180 Tage Schutz vor Vollstreckungsmaßnahmen der Gläubiger gewährt. Die Frist läuft vom Zeitpunkt der Eröffnung des Sanierungsverfahrens. Die Firma muss binnen 60 Tagen ein Rettungskonzept vorlegen, der von den Gläubigern gebilligt werden muss. Andernfalls wird der Konkurs erklärt.
Die 2007 gegründete OGX ist laut Agência Brasil mit 5,1 Milliarden US-Dollar (3,7 Mrd Euro) verschuldet. 3,6 Milliarden US-Dollar entfallen auf Anleihen. Anfang Oktober hatte die Firma fällige Zinszahlungen von 45 Millionen US-Dollar ausgesetzt und seitdem versucht, mit den Gläubigern eine außergerichtliche Einigung sowie zusätzliche Investitionen zu finden. Das anstehende Insolvenzverfahren ist nach Medienangaben das größte seiner Art in Lateinamerika.
OGX erwarb in der Vergangenheit Förderrechte für mehrere Ölfelder vor der Küste Brasiliens und führte zahlreiche Probebohrungen durch. Die Ölförderung blieb weit hinter den Erwartungen zurück, wodurch der Konzern zunehmend unter Druck geriet. OGX war das Herzstück des EBX-Gruppe von Eike Batista, der seit Anfang 2012 fast sein gesamtes Vermögen von damals über 30 Milliarden US-Dollar verlor.