Brauer unter Druck: Ermittlung wegen Preisabsprache

Kartellamt überprüft die Branche. Sinkender Bierabsatz macht den Firmen zudem zu schaffen.

Bonn. Deutschland scheint für Biertrinker ein Schnäppchenparadies zu sein. Von den großen Pils-Marken wird fast ständig irgendwo eine zum Sonderpreis angeboten. Für den Kasten mit 20 Halbliter-Flaschen sind 9,99 Euro keine Seltenheit. Die Brauereien klagen über diese „Aktionitis“ der Supermärkte. Aber wie sieht es mit dem Wettbewerb unter den Brauereien selbst aus? Das Bundeskartellamt prüft, ob es illegale Preisabsprachen gegeben hat.

In Deutschland wird immer weniger Bier getrunken. Der Bierabsatz sank 2012 um 1,8 Prozent auf 96,5 Millionen Hektoliter und damit auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. Das letzte Miniplus beim Absatz verzeichneten die Brauereien 2006. Damals verkauften sie noch 107 Millionen Hektoliter Bier, 2009 erreichten sie zum letzten Mal die 100-Millionen-Hektoliter-Marke.

Als Gewinner gelten Braukonzerne, die teure Werbung, aufwendige Innovationen und kostspielige Übernahmen stemmen können. Eine Renaissance erleben auch ganz kleine Brauereien. Für Brauereien im Mittelfeld wird es dagegen schwieriger. Alkoholfreies Bier und Fassbrause sind Produkte, mit denen Brauereien gegen den Markttrend wachsen können.

Viele Brauer klagen über enorme Kostensteigerungen bei Energie, Rohstoffen und Personal. Aber Preiserhöhungen gehen nur wenige an. Veltins erhöhte im Januar die Abgabepreise gegenüber den Handelspartnern. Braugigant Anheuser-Busch InBev hob bei Beck’s zum 1. Februar und bei Hasseröder zum 1. März jeweils für Teile des Sortiments die Preise in Deutschland an.

Carlsberg Deutschland will zum 1. April einen Teil der Abgabepreise erhöhen. Betroffen davon sind Artikel der Marken Carlsberg, Astra, Lübzer und Duckstein. Ob die Händler die Preiserhöhungen weitergeben, ist offen. Der Trend zu häufigeren Preiserhöhungen in Häppchen hat mehrere Gründe. In der Branche herrscht Angst vor dem Bundeskartellamt. Zum anderen gibt es auch Furcht vor Absatz- und Umsatzverlusten. „Die Konsumenten sind preissensibel“, sagt Branchenexperte Niklas Other.

Der Griff zu Sonderangeboten hat kräftig zugenommen. Bei den bundesweit vertriebenen Pils-Marken im Premiumbereich kaufen die Verbraucher im Schnitt zwei Drittel der Bierkästen während einer Preisaktion, fand die GfK heraus. Nur ein Drittel geht ohne Rabatt oder Zugabe über die Kassen.

Geld zurück können die Kunden nicht erwarten. Wenn die Wettbewerbshüter Bußgelder gegen Unternehmen verhängen sollten, fließen diese in den Bundeshaushalt.