Bundesagentur-Chef: Mindestlohn für Arbeitsmarkt verkraftbar
Nürnberg (dpa) - Der Mindestlohn wird nach Einschätzung des Vorstandschefs der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, für den Arbeitsmarkt verkraftbar sein.
„Wir können zwar nicht ausschließen, dass in bestimmten Regionen und Branchen Arbeitsplätze verloren gehen, wir rechnen aber nicht mit schwerwiegenden Beeinträchtigungen“, sagte Weise der Deutschen Presse-Agentur.
Für 2015 gehe er nur von einem einen leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit um lediglich 20 000 im Jahresschnitt aus. „Ohne den Mindestlohn wäre die Zahl der Arbeitslosen im Jahr 2015 möglicherweise etwas niedriger“, fügte der Bundesagentur-Chef hinzu, ohne eine konkrete Zahl zu nennen. In diesem Jahr rechnet Weise im Schnitt mit 2,9 Millionen Erwerbslosen. Das wären rund 50 000 weniger als 2013.
Er gehe davon aus, dass sich der Mindestlohn nach der zweijährigen Übergangsphase etabliert und Betriebe ihn in ihre Preise einkalkulieren, sagte Weise. In einigen Regionen könnte es allerdings Betrieben schwerer fallen, die höheren Löhne „in höhere Preise zu übersetzen“, räumte er ein. Derzeit liegen Weise zufolge beispielsweise in Ostdeutschland 20 Prozent aller Löhne unter dem Mindestlohn von 8,50 Euro.
Allerdings wundere ihn, dass immer nur über Mindestlohn diskutiert werden - nicht aber auch über die damit verbundenen höheren Anforderungen an die Beschäftigten. Dazu gehöre für ihn etwa die Bereitschaft von Mitarbeitern, gute Arbeit abzuliefern, aber auch Fleiß, Verlässlichkeit und die Bereitschaft, sich fortzubilden. „Wenn das zusammenkommt, habe ich gar keine Sorge wegen des Mindestlohns. Denn wer ist als Kunde nicht bereit, für gute Arbeit gutes Geld zu zahlen“, fügte Weise hinzu.