Bundesagentur: Job-Boom geht weiter

Nürnberg (dpa) - Nach einer überraschend niedrigen Januar-Arbeitslosigkeit rechnet die Bundesagentur für Arbeit (BA) auch in den kommenden Monaten mit einer stabilen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt.

„Die ungünstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben auf dem Arbeitsmarkt bisher wenig Spuren hinterlassen“, betonte BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise am Donnerstag in Nürnberg. Auch wenn es Risiken gebe, sei der Arbeitsmarkt weiterhin in einer guten Verfassung; der starke Anstieg im Januar habe allein saisonale Gründe. Der BA-Chef verwies zudem auf die weiterhin steigende Zahl von Arbeitsplätzen.

Das Winterwetter hatte die Zahl der Arbeitslosen zum Jahresbeginn wieder über die Drei-Millionen-Marke steigen lassen. Mit einem Plus von 298 000 zum Dezember war der saisonübliche Anstieg allerdings überraschend gering ausgefallen. Insgesamt waren nach Angaben der Bundesagentur im Januar 3 138 000 Menschen ohne Stelle. Dies waren 54 000 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,7 Punkte auf 7,4 Prozent. Im Januar 2012 hatte sie bei 7,3 Prozent gelegen. Ohne die im Januar besonders stark ausgeprägten Saisoneffekte wäre die Zahl der Erwerbslosen sogar leicht gesunken - und zwar um 16 000.

Auch BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker widersprach der Einschätzung einiger Experten, der deutsche Arbeitsmarkt stehe wegen der Wachstumsschwäche der deutschen Wirtschaft vor schweren Monaten. Es gebe derzeit keine Hinweise auf eine Jobflaute, betonte Becker unter Berufung auf eine Umfrage unter 156 deutschen Arbeitsagenturen. Nur eine einzige Agentur rechne demnach mit deutlich steigender Arbeitslosigkeit, 83 lediglich mit einem leichten Anstieg und die übrigen 72 mit einer stabilen oder sogar leicht verbesserten Arbeitsmarktlage. „Wir haben keine Kenntnisse, dass in den kommenden drei Monaten Probleme auf uns zukommen“, sagte Becker.

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) wertete die jüngsten Arbeitsmarktdaten als Zeichen eines sehr guten und robusten Arbeitsmarktes in Deutschland. Die Zahlen bewegten sich im erwarteten saisonalen Korridor, sagte von der Leyen in Berlin. „Nach wie vor hat den größten Einfluss auf den Arbeitsmarkt das Winterwetter.“ Der Arbeitsmarkt bedürfe dennoch weiter einer hohen Aufmerksamkeit, „weil wir ein fragiles Umfeld haben“. Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) erklärte, der Beschäftigungsaufschwung habe sich trotz des konjunkturellen Gegenwinds fortgesetzt. Die Beschäftigungsentwicklung sei im zweiten Halbjahr 2012 günstiger verlaufen als bislang angenommen.

Auch bei der Kurzarbeit verzeichnet die Bundesagentur derzeit keine alarmierende Entwicklung. Im November 2012 waren nach Angaben von BA-Manager Becker hochgerechnet 4100 Betriebe mit 69 600 Personen in konjunkturell bedingter Kurzarbeit - lediglich 4000 mehr als im Monat davor. Die Option auf Kurzarbeit haben sich im Januar rund 3000 Betriebe gesichert - sie haben vorsorglich für rund 40 000 Beschäftigte Kurzarbeit angemeldet. „Für eine Volkswirtschaft ist das ein Niveau, das nicht als auffällig bezeichnet werden kann“, unterstrich Becker.

In welch guter Verfassung sich der Arbeitsmarkt befindet, zeigt laut Weise auch die Beschäftigtenstatistik. So habe es nach den jüngsten Daten vom Dezember 41,81 Millionen Erwerbstätige gegeben - 289 000 mehr als ein Jahr zuvor. Die Zahl der Arbeitsplätze mit voller Sozialversicherungspflicht sei binnen Jahresfrist sogar um 365 000 auf 29,39 Millionen (Stand November 2012) gestiegen.

Ungleich skeptischer beurteilten am Donnerstag die Berliner Oppositionsparteien die Entwicklung. Für SPD-Fraktionsvize Hubertus Heil zeigen die jüngsten Arbeitsmarktdaten, dass „die Krise in der Eurozone sich zunehmend auf die deutsche Konjunktur niederschlägt“. Wachstumseinbrüche und Konjunkturschwäche hätten den Arbeitsmarkt erreicht, warnte er. Nach Ansicht der Grünen im Bundestag kann inzwischen nicht mehr von einer „Schnellstraße zur Vollbeschäftigung“ die Rede sein; die schwarz-gelbe Bundesregierung bewege sich eher auf einer „Buckelpiste“. Für die Linkspartei belegten die Zahlen, dass die Krise am Arbeitsmarkt endgültig zurück sei.